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Aktuelles aus dem Tiergarten

Iranischer Molch im Tiergarten Nürnberg

Der Zagros Molch (Neurergus kaiseri), ein Molch, der im Verborgenen lebt. Im Januar 2010 übernahm der Tiergarten der Stadt Nürnberg eine Gruppe von Nachzuchten von einem privaten Züchter.

Seine Umgebung sind kahle Berge und eine trockene Halbwüste. Vier kleine Täler in einem Gesamtgebiet von nur rund 100 km² im südlichen Zagros Gebirge in der iranischen Provinz Luristan bieten den einzigen Lebensraum dieser extrem seltenen Tierart. Der Bergmolch hat sich in einer für Amphibien untypischen Landschaft in Höhen von 700 bis 2 000 Metern eingerichtet.
Im Winter und Frühjahr findet man die unverwechselbar gezeichneten Zagros Molche mit ihrem schwarz-weißen Grundmuster, orangerotem Strich auf dem Rücken und ebenso gefärbtem Bauch und Füßen in ruhigen Zonen der Bergbäche sowie in Tümpeln. Die Wasser-temperaturen liegen bei 8 bis 15°C im Winter, der pH-Wert bei 7,8 und die Kalkhärte bei 10,6°dH.

Sobald die Bäche und Tümpel durch die mit weniger als 500mm pro Jahr spärlichen Niederschläge gefüllt sind, erscheinen die Molche. Mit dem ersten Temperaturanstieg beginnt ihre Fortpflanzung. Die Weibchen heften dabei bis zu 120 Eier einzeln in Ritzen oder Spalten an Felsen oder an die spärlich vorkommenden Wasserpflanzen. Zwei bis drei Wochen später schlüpfen dann die 12mm kleinen Larven, die - je nach Wassertemperatur und Ernährung - nach zwei bis fünf Monaten ihre Kiemen verlieren (Metamorphose) und mit etwa 50mm Länge gerne an Land gehen.

Mit dem Austrocknen der Gewässer müssen die Larven entwickelt sein und auch die Alttiere ziehen sich dann unter Steine und in Hohlräume zurück. Dabei dringen sie vermutlich regelmäßig auch in die Höhlen-systeme des heimischen Karstgebirges ein. Es gibt auch Nachweise von Fortpflanzung in diesen Höhlen, wo die erwachsenen Molche vermutlich nie an Land gehen. Über dieses Leben in der Finsternis gibt es fast keine Erkenntnisse.

Die Zagros Molche werden mit zwei Jahren geschlechtsreif und erreichen im Freiland maximal 13 cm Gesamtlänge. Da die ähnlich lebende, nah verwandte Art Neurergus microspilotus 14 Jahre alt wird, ist davon auszugehen, dass der Zagros Molch ein ähnliches Alter erreichen kann.

Das Einsetzen von Fischen (Barbus sp.) in den Gewässern und die Abholzung der Vegetation wirken sich belastend auf das Vorkommen der seltenen Molche aus. Auch der illegale Handel bedroht den auf 1 000 Individuen geschätzten Bestand der Zagros Molche. Vermutet wird ein Rückgang um 80% innerhalb der letzen 20 Jahre. Daher soll Neurergus kaiseri auf der aktuell stattfindenden Jahrestagung zum Washingtoner Artenschutzgesetz 2010 (Doha, Quatar) in Anhang I von CITES gelistet werden. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) wird diese Molchart bereits als kritisch bedroht geführt.

Entsprechend der Erfolge einiger privater Züchter hält der Tiergarten Nürnberg die Molche ganzjährig aquatisch. Dadurch können sie dem Publikum auch ganzjährig gezeigt werden. Der Tiergarten schließt sich dem Erhaltungszuchtprojekt der privaten Züchter innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) an, um gemeinsam bei der Erhaltung dieser Art helfen zu können.

Entsprechend der natürlichen Ernährung verfüttert der Tiergarten regelmäßig auch Bachflohkrebse, die für die rötliche Färbung verantwortlich gemacht werden – vermutlich ähnlich der Farbe der Flamingos, die bei krebsloser Ernährung ohne künstlich zugesetztem Farbstoff ebenso verloren geht.

Tiergarten der Stadt Nürnberg

i. A.
Dr. Helmut Mägdefrau
Stv. Direktor

Dr. Nicola A. Mögel
Pressesprecherin