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Aktuelles aus dem Tiergarten

Begegnung mit dem Artenschutz

Brasilianischer Artenschützer Eduardo Secchi zu Besuch in Nürnberg


Lebhaft und anschaulich berichtete der brasilianische Meeresbiologe
Prof. Eduardo Secchi am Donnerstag, 25. März 2010, im
lateinamerikanischen Ambiente des ARAUCO am Nürnberger
Trödelmarkt über Artenschutzprojekte seiner Arbeitsgruppe in Brasilien.
Seit 1998 unterstützt die Artenschutzgesellschaft YAQU PACHA e.V.
Secchis Delphinprojekte mit Spendenmitteln. Prof. Secchis Vortrag
verdeutlichte, wie schwierig es ist, eine Balance zu finden zwischen den
Bedürfnissen der Menschen und den Interessen der Naturschützer. Er
machte jedoch Hoffnung, da Dank des guten Kontaktes zu den Fischern
deren Bereitschaft gemeinsam Lösungen zu finden, enorm groß ist.


Seinen Vortrag leitete der Wissenschaftler, der auch als
wissenschaftlicher Leiter der Delphinforschung des Brasilianischen
Antarktikprogramms tätig ist, mit einer Einschätzung der allgemeinen
politischen Situation in Südamerika ein. Denn erst seit einigen
Jahrzehnten haben dort demokratisch gewählte Regierungen den Weg
für langfristig angelegte Naturschutzstrategien frei gemacht. Trotz dieser
positiven Entwicklung genießt der Naturschutz in den meisten Ländern
nicht die oberste Priorität. Unabhängig von der Auswirkung auf die Natur
hat die Förderung von Wohlstand und Entwicklung noch immer Vorrang.
Daher ist die Zusammenarbeit, wie sie seit vielen Jahren zwischen Prof.
Secchi an der Federal University of Rio Grande und Yaqu Pacha besteht,
von besonderer Bedeutung. Dank der finanziellen Hilfe aus Deutschland
konnten zahlreiche Projekte durchgeführt werden.

Dazu gehört etwa ein Projekt zu der bedrohtesten Delphinart
Südamerikas: dem La Plata Delphin. Da über diese Tierart nur wenig
bekannt war, haben die Forscher Jahrzehnte wichtige biologische
Basisinformationen z.B. über das Sozialverhalten und über relevante
Reproduktionsdaten dieser Art gesammelt. Mit diesen Kenntnissen wie
auch Daten zur Populationsgröße und Zahlen über Beifangopfer wurde
der Bedrohungsstatus dieser Delphinart ermittelt. „Unsere Ergebnisse
zeigen“, so Eduardo Secchi, „dass dem La Plata Delphin dasselbe
Schicksal widerfahren wird, wie dem seit 2006 bereits ausgerotteten
Chinesischen Flussdelphin, sollten Art und Umfang der Fischerei
beibehalten werden wie bisher.“ Schutzmaßnahmen sind daher aus Sicht
des Meeresbiologen dringend erforderlich, um den La Plata Delphin zu
retten.


Um eine lokale Population von Großen Tümmlern in den Gewässern rund
um Rio Grande do Sul kümmert sich ein weiteres Projekt von Prof.
Secchi. Obwohl diese Delphinart nicht bedroht ist, gibt es weltweit kleine
Populationen, die aufgrund von menschlichem Handeln (Fischerei,
Industrie, usw.) unter erheblichen Druck stehen. So auch im Süden
Brasiliens, wo etwa 85 Große Tümmler leben und von der seit 2005 von
YAQU PACHA unterstützten Arbeitsgruppe von Secchi erforscht werden.
Wie die Forscher wissen, geht die größte Gefahr für diese Delphingruppe
von der Fischerei aus. „Unsere Beobachtungen zeigen“, berichtete
Secchi, „dass einige Areale, in denen die Fischer ihre Netze auswerfen,
das bevorzugte Habitat der Delphine sind.“ Es handelt sich um einen
schmalen, höchstens einen Kilometer breiten Streifen, entlang der Küste.
Die Forscher haben nun aufgrund der Ergebnisse Fischereisperrgebiete
vorgeschlagen. Es ist zu hoffen, dass bei Einhaltung dieser Verbote die
Population vom Aussterben gerettet werden kann. Da weltweit
Delphinpopulationen mit vergleichbaren Problemen vorzufinden sind,
erwarten die Forscher, dass die in diesem Projekt vorgeschlagenen
Lösungen im Falle eines positiven Ergebnisses, einen Modellcharakter
haben werden.