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Aktuelles aus dem Tiergarten

Anmerkungen des Tiergartens Nürnberg zur außergerichtlichen Auseinandersetzung mit der WDCS

Am 26. Mai 2011 entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof, dass der Tierschutzorganisation WDCS (Whale and Dolphin Conservation Society) Zugang zu allen Akten bezüglich der Delphinhaltung im Tiergarten der Stadt Nürnberg zu gewähren ist. Im Rechtsstreit zwischen der WDCS und dem Tiergarten Nürnberg geht es aus rein juristischer Sicht um eine unterschiedliche Auffassung des Begriffs der Umweltinformationen, der weder in der EU-Richtlinie noch im Bayerischen Umweltinformationsgesetz abgrenzend definiert ist. Eine juristische Einschätzung und Bewertung dieses Urteils können das Rechtsamt und der Tiergarten der Stadt Nürnberg erst abgeben, wenn die Urteilsbegründung vorliegt.

Zur Darstellung des Sachverhaltes, der der juristischen Auseinandersetzung vorausgegangen ist, und den Prozess auch weiterhin außergerichtlich begleitet, bedarf es aus der Sicht des Tiergartens einiger Erläuterungen.

  • Als öffentliche Einrichtung antwortet der Tiergarten grundsätzlich auf alle Fragen der Öffentlichkeit und der Bürger. Auch kritisch eingestellten Personen, Medien und Organisationen wie der WDCS wird Auskunft erteilt. Darüber hinaus informiert der Tiergarten öffentlich über jede Delphingeburt und jeden Todesfall bei den Delphinen mit Erklärungen zu den Ursachen, soweit sie bekannt sind: Pressemitteilungen 2006/2007.
  • Der Tiergarten hat der WDCS zwar die „uneingeschränkte Akteneinsicht“ verweigert, weil nach bisheriger Auffassung des Tiergartens dies nur Aufsichtsbehörden zusteht. Der Tiergarten hat der WDCS aber ausführlich Auskunft erteilt und weitere Auskünfte angeboten.

    Der Streit geht nicht um „Geheimhaltung“ oder „Auskunft erteilen“, sondern um „Auskunft erteilen“ oder „Akteneinsicht gewähren“.
  • Die WDCS und Vertreter der Medien haben im November 2006 einen Aktenordner mit Daten zu Trächtigkeiten, Geburten, Fehlgeburten, Aufzuchten, Todesfällen, Todesursachen, Transporten und Herkunft aller Großen Tümmler erhalten, die je in Nürnberg gelebt haben oder noch leben. Darüber hinaus Grundrisse aller Becken mit Bemaßung und Angaben zu Tiefe und Wasservolumen, sowie Erläuterung zur Wasseraufbereitung.

    Die öffentliche Darstellung der WDCS, dass „bis zum heutigen Tag selbst öffentliche Einrichtungen Daten zur Delfinhaltung, wie zum Beispiel Trächtigkeiten, Fehl- und Totgeburten, bislang unter Verschluss gehalten und somit einer unabhängigen Analyse entzogen haben“ ist im Fall des Tiergartens der Stadt Nürnberg eine klare Unterstellung.
  • Die WDCS hat Gespräche mit den Experten des Tiergartens abgelehnt, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit bzw. mit medialer Begleitung geführt werden. Der Tiergarten hat im Juli 2007 ein öffentliches Streitgespräch in der Redaktion der Lokalpresse der Nürnberger Nachrichten (NN) mit einem Vertreter der WDCS und einer Vertreterin der Organisation „Menschen für Tierrechte“ geführt, das am 7. Juli 2007 in der NN abgedruckt wurde.

    Ohne Öffentlichkeit, also ohne mediale Aufmerksamkeit, war die WDCS weder zu einem Treffen noch zu einer Fachdiskussion im Tiergarten bereit gewesen. Auch die Einladung zu einer Begehung vor Ort wurde abgelehnt.
  • Der Tiergarten Nürnberg teilt seine Daten mit wissenschaftlichen Institutionen und fordert von entsprechenden externen Fachgremien Unterstützung zur Problemanalyse an wie z. B. vom IZW (Institut für Zoo- und Wildtierkunde) und dem Workshop on Reproduction and Neonatal Mortality der EAAM (European Association for Aquatic Mammals). Die Daten zur Delphinhaltung im Tiergarten sind somit alles andere als geheim. Aber sie sind außerhalb von Fachgremien, die auf Fragen der Wildtierhaltung und -medizin und insbesondere der sehr spezifischen Veterinärmedizin von wasserlebenden Säugetieren spezialisiert sind, wertlos, und ohne den entsprechenden empirischen und fachlichen Hintergrund auch nicht seriös zu interpretieren. Die WDCS ist weder ein wissenschaftliches Institut noch ein Fachgremium, das bei komplexen Fragestellungen der Wildtiermedizin helfen könnte.
  • Erklärtes Ziel der WDCS ist es, „Delphinarien“ weltweit zu schließen. Die Organisation differenziert dabei nicht zwischen wissenschaftlich geführten Delphinarien und rein kommerziellen Haltungen beispielsweise in Hotelanlagen. (Der Begriff „Delphinarium“ ist tatsächlich nicht geschützt.) Der Deutsche Geschäftsführer der WDCS bezeichnet den Tiergarten Nürnberg als Bestandteil einer „Zoo-Industrie“ – wohlwissend, dass der Tiergarten eine wissenschaftlich geführte gemeinnützige Einrichtung der Stadt Nürnberg ist.
  • Eine fachliche Auseinandersetzung zwischen WDCS und Tiergarten anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Haltung von Delphinen in Menschenhand findet bisher nicht statt.