Neue Führungsangebote auf dem Klimawaldpfad im Tiergarten
Eine Morgenführung zwischen Baumkronen, eine Zeitreise in die Geschichte des Nürnberger Reichswalds, eine Waldsafari mit Picknick in luftiger Höhe:...
Am Montag, 2. Juli 2018, wurden im Tiergarten der Stadt Nürnberg 24 Eremiten-Käfer ausgesetzt. Der Eremit (Osmoderma eremita) ist ein Käfer aus der Familie der Blatthornkäfer, zu denen unsere bekannteren Maikäfer und Nashornkäfer ebenso gehören wie die Mistkäfer. Das Vorkommen dieser Käfer war ein wichtiger Grund für die Ausweisung des Schutzgebietes „Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck“ gemäß der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Gebiet 6532-372), wonach der Eremit als prioritäre Art eingestuft ist, für die Europa eine besondere Verantwortung hat.
Während der Debatte um nötige Baumfällungen für das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 erlangte dieses unscheinbare, auch als Juchtenkäfer bekannte Insekt, deutschlandweit große Aufmerksamkeit. Die im Tiergarten eingesammelten Larven dieser Käfer, auch Engerlinge genannt, lebten in einem morschen Holzstück, das aus einem herabgestürzten Teil einer mächtigen Eichen-Baumkrone im September 2017 stammte und in der Nähe der Pinguin-Anlage zu Boden fiel. Der Baum musste aus Gründen der Verkehrssicherheit zurückgeschnitten werden, aber der große, noch über 20 Meter hohe Stamm bleibt als Lebensraum für viele holzbewohnende Tierarten noch einige Jahre erhalten.
Da bei den Engerlingen dieser Art Kannibalismus nachgewiesen wurde, machte es keinen Sinn, die aufgefundenen Larven in andere, eventuell schon bewohnte Mulmhöhlen des Stammes zu setzen. Deshalb wurden die Larven von einem Mitarbeiter eingesammelt und in einem Terrarium zuhause versorgt. Bereits im Herbst 2017 begannen sich die meisten Larven nach ihrer zwei- bis vierjährigen Entwicklungszeit zu verpuppen.
Im Juni 2018 schlüpften die Käfer. Sie wurden nun an Eichen mit Mulmhöhlen bei den Grevyzebras und bei den Steinböcken ausgesetzt, wo sie hoffentlich für neuen Nachwuchs sorgen. Der Artname „eremita“ spielt darauf an, dass die Art ähnlich einem Einsiedler in Baumhöhlen überwiegend von Eichen lebt und meist nur einen Aktionsradius von weniger als 200 Metern hat. Daher ist der Käfer kaum in der Lage, neue Lebensräume zu besiedeln oder zurückzukommen, wenn er erst einmal verschwunden ist.