Neuzugang bei den Fischkatzen im Tiergarten
Die Fischkatzen im Tiergarten Nürnberg sind wieder zu zweit: Vergangene Woche ist mit Kumi ein Weibchen aus dem Zoo Duisburg in den Tiergarten...
Der Tiergarten hat am Dienstag, 5. Juli 2022, seinen Sibirischen Tiger Nikolai auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programm) an einen Zoo in Schweden abgegeben. In Kürze wird der Tiergarten einen Kater aus einem anderen Zoo übernehmen. Der Hintergrund des Tiger-Tauschs: Nikolai sollte im Tiergarten zusammen mit dem Weibchen Katinka für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tierart beitragen. Da die beiden sozial nicht harmonierten, erfolgt nun ein Tausch über das EEP. Dabei handelt es sich um ein übliches Vorgehen im Rahmen der Erhaltungszucht.
Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten dienen dem Artenschutz und versuchen Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu erhalten. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95 Prozent der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen. Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig. Dies besonders auch, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollen. Die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen, die etwa durch den Klimawandel hervorgerufen werden, ist von der genetischen Vielfalt innerhalb der Population abhängig.
Verpaarungsversuche zwischen Nikolai und Katinka ohne Erfolg
Nikolai wurde 2017 im Zoo von Lissabon geboren und lebte ab Januar 2020 zusammen mit seiner Schwester im Serengetipark Hodenhagen. Mitte November 2020 kam er schließlich auf Empfehlung des EEP in den Tiergarten Nürnberg, um sich dort mit dem Weibchen Katinka zu verpaaren. Das EEP trifft diese Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Nikolai und Katinka haben genetisch gut zusammengepasst, allerdings sozial nicht harmoniert. Über mehrere Monate wurden sie regelmäßig zusammengelassen. Die Verpaarungsversuche blieben aber ohne Erfolg.
Tiergartendirektor Dr. Dag Encke: "In solchen Fällen kann es bei Raubkatzen zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen, die auch mit dem Tod eines Tieres enden können. Wir haben uns deshalb nach Abstimmung mit dem EEP-Koordinator entschieden, die Verpaarungsversuche nicht fortzuführen. Dass die Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen nicht sofort klappt, ist nicht ungewöhnlich. In solchen Fällen ist ein Tausch der Kater oder der Katzen über das EEP ein übliches Vorgehen. Wir werden in Kürze einen neuen Tiger erhalten, der sich mit Katinka hoffentlich besser versteht. Jeder Nachwuchs ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser stark gefährdeten Art."
Durch Wilderei und Lebensraumverlust stark gefährdet
Großraubtiere wie Tiger erfüllen wichtige Funktionen in der Natur. Oft fungieren sie als sogenannte Schlussstein-Arten, die für die Stabilität ganzer Ökosysteme sorgen. Fehlen diese Arten, so kann es zu Kaskadeneffekten kommen, die das ganze System destabilisieren. 2014 wurde der Weltbestand aller sechs Tiger-Unterarten zusammen in der Natur auf lediglich rund 3 000 Tiere in elf Staaten geschätzt. 1998 sollen es noch 5 000 bis 7 000 Tiger gewesen sein. In zehn Staaten sind Tiger bereits ausgestorben.
Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica), auch als Amurtiger bekannt, bilden eine Unterart der Tiger und gehören zu den größten lebenden Katzen der Welt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) bewertet ihren Bestand als "stark gefährdet". Der größte Feind der Amurtiger ist der Mensch. Wilderei und Lebensraumverlust, auch durch Waldbrände, bedrohen die wildlebenden Tiger. Amurtiger leben in einem Gebiet vom russischen Fernen Osten bis hin zu angrenzenden Regionen in Nordkorea und China.
Nach der Ankunft des neuen Tigers wird der Tiergarten über weitere Details informieren.