Der Ara ist seit dieser Woche das Zootier des Jahres 2023. Die Kampagne, die von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V. (ZGAP) initiiert wird, wird sich dieses Jahr intensiv für den Schutz der bedrohten Papageien einsetzen. Mit seinen Hyazinth-Aras (Anodorhynchus hyacinthinus), der weltweit größten Papageienart, hält auch der Tiergarten Nürnberg eine gefährdete Ara-Art. Im Rahmen des Europäischen Zuchtprogramms EEP konnte der Tiergarten bereits viele Zuchterfolge erzielen und damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Art leisten.
Mit der Vorstellung des Zootiers 2023 endet auch das Jahr des Zootiers 2022, dem Pustelschwein. Passend dazu hat der Tiergarten im Sommer letzten Jahres Visayas-Pustelschweine (Sus cebifrons) als neue Tierart in seinen Bestand aufgenommen.
Durch Lebensraumverlust und Wilderei stark bedroht
Der eindrucksvolle blaue Hyazinth-Ara ist die weltweit größte Papageienart. Hyazinth-Aras sind geschickte Kletterer und haben einen großen kräftigen Schnabel, mit dem sie sogar steinharte Nüsse knacken können. Die Art kommt in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas vor und wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) aktuell als „gefährdet“ eingestuft.
Dieses Schicksal teilen die Hyazinth-Aras mit vielen anderen Großpapageien. Von den 19 bekannten Ara-Arten sind mehr als die Hälfte gefährdet, von der Ausrottung bedroht oder wurden bereits ausgerottet. Die Wildbestände vieler Ara-Arten sind in den vergangenen Jahren deutlich eingebrochen. Einer der Hauptgründe für den Rückgang ist der Verlust ihres Lebensraums durch die Zunahme der besiedelten und landwirtschaftlichen Flächen. Die verbliebenen Lebensräume sind mittlerweile so klein, dass einzelne Umweltereignisse eine ganze Population oder sogar eine komplette Art ausrotten könnten.
Aras sind auch durch Wilderei bedroht. Aufgrund ihres beeindruckenden Gefieders und ihres intelligenten Wesens sind sie schon seit langer Zeit als Ziervögel begehrt. Ihr Verkauf verspricht hohe Einnahmen. Zusätzlich werden die Papageien wegen ihrer Federn, zum Zeitvertreib oder als Ernteschädlinge gejagt.
Zuchterfolge bei den Hyazinth-Aras im Tiergarten
Der Tiergarten hält Hyazinth-Aras bereits seit 1996. Seit 2001 wird in Nürnberg im Rahmen des Europäischen Zuchtprogramms EEP erfolgreich gezüchtet. Ziel der Zuchtprogramme ist es, gesunde und stabile Populationen gefährdeter Arten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums zu erhalten. Insgesamt sind im Tiergarten in den letzten 22 Jahren 25 Küken geschlüpft, von denen 17 aufgezogen wurden. Das erste Paar hat sieben Jungvögel aufgezogen. Nach dessen Tod (2007 und 2009) hat der Tiergarten mit dem letzten in Nürnberg geschlüpften Männchen und einem im Tierpark Berlin geschlüpften Weibchen ein neues Paar aufgebaut. Die beiden haben sich sofort gut verstanden und leben auch heute noch im Tiergarten. Seit 2015 gab es jedes Jahr Nachwuchs, das letzte Mal im Mai 2022.
Die in Nürnberg aufgezogenen Hyazinth-Aras wurden an verschiedene Zoos weltweit abgegeben, wo sie wiederum für Nachwuchs sorgten. Aktuell hält der Tiergarten vier Hyazinth-Aras, drei Weibchen und ein Männchen. Ihre Voliere befindet sich neben der Gorillaanlage.
In Europa leben derzeit mehr als 250 Hyazinth-Aras, die von rund 60 Zoos und anderen Einrichtungen im Rahmen des Europäischen Zuchtprogramms EEP gehalten werden.
Botschafter für Natur- und Artenschutz in Südamerika
"Wegen ihrer imposanten Erscheinung und ihres strahlend blauen Gefieders sind Hyazinth-Aras bei vielen Zoobesucherinnen und Zoobesuchern sehr beliebt. Sie eignen sich deshalb gut als Botschafter für den Schutz der südamerikanischen Regenwälder", sagt Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator für Forschung und Artenschutz beim Tiergarten Nürnberg. "Gerade bei gefährdeten Tierarten ist eine stabile Reservepopulation in Zoos entscheidend, um das Überleben der Art zu sichern. Die koordinierte und gezielte Zucht wird deshalb auch für die Hyazinth-Aras immer wichtiger. Wir sind froh, dass wir mit unseren Zuchterfolgen in Nürnberg einen Beitrag dazu leisten können."
Als Zootier des Jahres 2023 sollen die Hyazinth-Aras und ihre Verwandten nun ein Jahr lang im Rampenlicht stehen. "Zusammen mit der Unterstützung unserer Kampagnenpartner und der Zoogemeinschaft wollen wir Lobbyarbeit für diese besonderen Papageien betreiben und ganz konkret Artenschutzprojekte vor Ort unterstützen", sagt Dr. Sven Hammer, 1. Stellvertretender Vorsitzender der ZGAP.
Pustelschwein: Zootier des Jahres 2022 kam neu in den Tiergarten
2022 war das Pustelschwein Zootier des Jahres. Passend dazu hatte der Tiergarten im Juli letzten Jahres drei weibliche Visayas-Pustelschweine in seinen Bestand aufgenommen. Bereits nach wenigen Wochen kamen drei Ferkel zur Welt – eines der Weibchen war trächtig in den Tiergarten gekommen. Die sechs Pustelschweine teilen sich eine Anlage mit dem Panzernashorn und sind entweder im Dickhäuterhaus oder auf der Nashorn-Außenanlage zu sehen.
Visayas-Pustelschweine kommen nach aktuellem Stand der Beobachtungen wahrscheinlich nur noch auf zwei Inseln der Philippinen vor und gelten laut Weltnaturschutzunion als "vom Aussterben bedroht". Für diese sogenannten endemischen Arten stellen Seuchen wie die Afrikanische Schweinepest eine existenzielle Bedrohung dar. Mit der Wahl zum Zootier des Jahres 2022 haben die Initiatoren darauf aufmerksam gemacht.
Kampagne "Zootier des Jahres" – Einsatz für stark gefährdete Arten
Die Artenschutzkampagne "Zootier des Jahres" wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für stark gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. Die Kampagne wird von der ZGAP initiiert. Partner sind die Gemeinschaft der Zooförderer, die Deutsche Tierpark-Gesellschaft und der Verband der Zoologischen Gärten. Für die Pustelschweine konnten im letzten Jahr 150.000 Euro gesammelt und in die Schutzprojekte vor Ort investiert werden. Diese Aktivitäten werden auch über das Jahr 2022 hinaus fortgesetzt.