Ökologischer Wert von Aas: Tiergarten beteiligt sich mit totem Wisent an Forschungsprojekt
Tote Tiere, die voller Leben stecken: Kadaver von Wildtieren sind wahre Hotspots der Biodiversität. Um auf diesem Gebiet weiterführende Erkenntnisse...
Junge Luchse, Kronenmakis, Wisente, Steinböcke und viele mehr: Im Tiergarten Nürnberg haben viele Tiere in den letzten Wochen Nachwuchs bekommen, darunter auch einige stark bedrohte Arten. Die meisten Jungtiere halten sich bereits in den Außengehegen auf und sind gut für Besucherinnen und Besucher zu sehen. Nur bei den Luchsen braucht es etwas Glück und Geduld.
Bei den Karpatenluchsen (Lynx lynx carpathicus), einer Unterart des Eurasischen Luchses, brachte Weibchen Desari Anfang Juni 2024 zwei Jungtiere zur Welt. Damit zieht das Luchs-Pärchen bereits das zweite Jahr in Folge erfolgreich Jungtiere groß. Welches Geschlecht sie haben, ist noch nicht klar, da die Tiere nicht bei der Aufzucht gestört werden sollen. Noch halten sich die Kleinen hauptsächlich in einer Felsnische auf und spitzen nur selten aus ihrem Versteck hervor. Im Frühjahr 2023 brachte Desari drei Männchen zur Welt. Erst vor zwei Wochen hat das letzte aus diesem Wurf den Tiergarten verlassen und ist in den Nationalpark Harz umgezogen.
Bei den Kronenmakis (Eulemur coronatus) kam Anfang Mai ein Jungtier zur Welt. In den ersten Wochen krallte es sich eng an seine Mutter und war in ihrem Fell kaum zu erkennen. In einigen Wochen wird es dann die ersten Erkundungen alleine unternehmen. Die Lemurenart gilt laut Weltnaturschutzunion IUCN als "stark gefährdet" und kommt ausschließlich an der Nordspitze Madagaskars vor. Wenige Meter daneben können Besucherinnen und Besucher auch junge Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) beobachten.
"Nachwuchs ist für den Erhalt von Arten unerlässlich – nicht nur bei stark bedrohten Arten. Nur so können wir eine stabile und genetisch vielfältige Reservepopulation in menschlicher Obhut halten. Außerdem sind Jungtiere mit allem, was dazu gehört – von der Paarung bis zur Aufzucht – ganz entscheidend für das Sozialleben innerhalb einer Gruppe", sagt Kuratorin Diana Koch.
Auch viele Huftiere haben in den letzten Wochen Nachwuchs bekommen: Bei den Mishmi-Takinen (Budorcas taxicolor taxicolor) ist aktuell ein etwa vier Wochen altes Jungtier zu sehen. Seit 1999 sind im Tiergarten fast 40 Jungtiere dieser selten gezeigten Tierart aus dem Himalaya herangewachsen. Ursprünglich ging der Bestand in Europa und den USA auf zwei Tiere zurück, die der Tierpark Berlin 1974 aus dem Zoo Rangun in Myanmar übernommen hat. Der Tiergarten gehörte zu den ersten Zoos, die den Nachwuchs aus Berlin erhalten haben.
Wenige Meter neben der Takinanlage befindet sich das Gehege der Alpensteinböcke (Capra ibex). Auch hier hat sich die Gruppe um vier Kitze vergrößert. Die Kleinen standen bereits kurz nach der Geburt auf den Beinen und kletterten die schroffen Felswände nach oben.
Bei den Bisons (Bison bison) sind derzeit drei Kälber zu sehen und bei ihren europäischen Verwandten, den Wisenten (Bison bonasus), eines. Vor Kurzem kamen auch bei den Dybowski-Hirschen (Cervus nippon dybowskii) fünf Kitze zur Welt, und ein Jungtier bei den vom Aussterben bedrohten Mendesantilopen (Addax nasomaculatus).
Nachwuchs gibt es auch bei den Waldrappen (Geronticus eremita) in der begehbaren Voliere, den Zwergmangusten (Helogale parvula) im Naturkundehaus sowie bei den Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus) im Aquapark. Letztere leben allerdings noch hinter den Kulissen und werden erst in einigen Tagen für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein.