Meilenstein bei der Rehabilitation eines Franciscana-Delfins – Unterstützung durch Tiergarten
Er zählt zu den kleinsten und am stärksten gefährdeten Delfinarten der Welt: der Franciscana-Delfin, auch La-Plata-Delfin genannt. Bei einem in...
Er wiegt nur rund 45 Kilogramm und zählt zu den kleinsten Delfinarten: der La Plata Delfin oder Franciscana (Pontoporia blainvillei). Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art als gefährdet ein, auf der Roten Liste Brasiliens wird er als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Eine internationale Allianz von Wissenschaftlern, Naturschützern vor Ort und Zoologischen Gärten setzt sich unter Beteiligung des Tiergartens der Stadt Nürnberg und seiner angegliederten Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha e. V. für den Schutz der Art ein. Auf einem Workshop im brasilianischen Ubatuba bündelten sie im November 2024 ihr Wissen, um gestrandete Tiere besser versorgen und die Todesursache verendeter Tiere herausfinden zu können.
„Yaqu Pacha engagiert sich seit fast 26 Jahren für den Schutz des Franciscana Delfins. Eines unserer Hauptziele ist es, die Kapazitäten lokaler Expertinnen und Experten sowie Institutionen zu stärken und sicherzustellen, dass sie mit den notwendigen Instrumenten und Kenntnissen zum Schutz dieser bemerkenswerten Art ausgestattet sind“, sagt Yaqu Pacha-Vorsitzender und Kurator für Artenschutz und Forschung im Tiergarten, Dr. Lorenzo von Fersen.
Bei dem nun veranstalteten Workshop ging es insbesondere darum, den Teilnehmenden Wissen zur Versorgung und Rehabilitation gestrandeter FranciscanaDelfine an die Hand zu geben, damit diese zurück ins Meer entlassen werden können. Zudem haben die Organisatorinnen und Organisatoren ein wissenschaftlich fundiertes Protokoll vorgestellt, anhand dessen tote Tiere standardisiert untersucht werden sollen. Diese Autopsiedaten liefern wichtige Erkenntnisse über die Todesursachen. Zu ihnen zähen vor allem menschengemachte Bedrohungen wie Fischereipraktiken, Lebensraumverlust und Umweltgifte. Je genauer die Ursachen bekannt sind, desto gezielter können die Arten- und Naturschützer dagegen vorgehen.
Veranstaltet wurde der Workshop von der Alliance for the Franciscana Dolphin Conservation Research, Rescue and Rehabilitation (AFCR3) und stand unter der Leitung von Dr. Jenny Meegan von der National Marine Mammal Foundation, USA, und Dr. Aricia Benvenuto von der Universität von São Paulo, Brasilien. Er richtete sich an 24 Teilnehmer aus verschiedenen brasilianischen Einrichtungen.
Die AFCR3 ist ein Kooperationsnetz von über 34 Tierärzten, Biologen, Ernährungswissenschaftlerinnen und Zootechnikern aus Argentinien, Uruguay, Brasilien, den USA, Spanien und Deutschland.
„Bei Workshops wie diesem geht es nicht nur um die Rettung einzelner Tiere, sondern um die Sicherung der Zukunft einer Art“, sagt Dr. Jenny Meegan. „Aus unserer Sicht ist dies eine Gelegenheit, globales Fachwissen mit lokalen Realitäten zu verbinden. Kooperationen wie diese ermöglichen es uns, fortschrittliche veterinärmedizinische Techniken und Rehabilitationsprotokolle, die auf internationaler Ebene entwickelt wurden, weiterzugeben und sicherzustellen, dass das Wissen denjenigen zugänglich ist, die es am meisten brauchen. Der Schutz des Franciscana-Delfins ist eine globale Aufgabe, und jede Anstrengung – egal woher sie kommt – trägt zum Überleben dieser Art bei.“
Der Franciscana-Delfin kommt ausschließlich in den Küstengewässern Argentiniens, Uruguays und Brasiliens vor und gilt als die am meisten gefährdete Walart Südamerikas. Die hohe Zahl der Lebendstrandungen von Franciscana-Delfinen an der brasilianischen Küste unterstreicht den dringenden Bedarf an fachgerechten Rehabilitationsmaßnahmen.
Dr. Aricia Benvenuto: „In Brasilien ist der Franciscana-Delfin ein wichtiger Teil unserer marinen Artenvielfalt und sein Bedrohungsstatus ist ein Aufruf zum Handeln für uns alle. Dieser Workshop vermittelt den Fachleuten vor Ort die Instrumente und Kenntnisse, die sie benötigen, um wirksam auf Strandungen zu reagieren und sinnvolle Untersuchungen durch Sektionen durchzuführen. Die Stärkung der brasilianischen Kapazitäten für die Rettung und den Schutz von Meeressäugern ist für das Überleben dieser Art unerlässlich. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass der Schutz der Tiere nicht nur ein Konzept ist, sondern in den Regionen, in denen er am dringendsten benötigt wird, praktische Realität wird.“
Grenzüberschreitender Wissensaustausch und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit zur Erholung der Arten, wie sie Tiergarten und Yaqu Pacha e. V. betreiben, sind hierfür Schlüsselelemente. „Zusammenarbeit und Bildung stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit und dieser Workshop spiegelt genau diese Werte. Sein Erfolg geht maßgeblich auf das Instituto Argonauta zurück, dessen Team außergewöhnliche logistische und technische Hilfe leistete. Sein Engagement für den Meeresschutz und seine praktische Erfahrung im Umgang mit gestrandeten Meeressäugern machten es zu einem hoch geschätzten Partner bei dieser Veranstaltung“, sagt Dr. Lorenzo von Fersen.
Die AFCR3 wurde 2019 gegründet und hat das Ziel, bei Lebendstrandungen zu helfen, wichtige Ausrüstung und Fachwissen bereitzustellen und Naturschützer durch Schulungen zu stärken. Die Gründungsmitglieder Yaqu Pacha und der Tiergarten Nürnberg koordinieren die Aktivitäten der Allianz mit anderen Institutionen und treiben die Mission zum Schutz der FranciscanaDelfine voran. Viele Nichtregierungsorganisationen und Universitäten aus Südamerika, wie die Fundación Mundo Marino & Aquarium (Argentinien), Karumbé & RENACE (Uruguay), die Universidade de Sao Paulo, Biopesca, die Universidade do Estado de Santa Catarina, die Universidade Federal do Parana, CRAM, R3, AIUKA, UNIVILLE, das Instituto Gremar und das Instituto Argonauta (alle aus Brasilien), sind aktive Mitglieder dieser Allianz. Darüber hinaus leisten Organisationen wie die National Marine Mammal Foundation und Dolphin Quest aus den USA sowie L‘Oceanogràfic, der Tiergarten Nürnberg, Yaqu Pacha e. V. und Zoomarine/Algarve aus Europa wichtige Unterstützung für diese Initiative.