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Stellungnahme zur Absage an einer Gesprächsteilnahme mit dem früheren Delphin-Trainer Richard O´Barry

Der Besuch des früheren Delphintrainers Richard O´Barry in Berlin (Fachgespräch Delphintherapie – 28. Juni 2007) und Nürnberg (Veranstaltung von Menschen für Tierrechte, 29. Juni 2007) hat in der Szene der Delphinariumsgegner große Euphorie ausgelöst.

Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen mit Ric O´Barry gingen in alle Richtungen. Natürlich wurden auch Vertreter der Delphinarien Deutschlands und damit auch des Tiergarten Nürnberg zu einem so genannten Experten-Hearing mit Ric O´Barry zum Thema Delphintherapie in Berlin und zu einem Frühstücksgespräch bei den „Menschen für Tierrechte“ in Nürnberg eingeladen.

Der „Flipper“-Trainer wird angekündigt als Experte für Delphine allgemein und Delphinhaltung im Besonderen und neuerdings sogar noch als Experte für Delphingestützte Therapien. Die Menschen für Tierrechte weisen noch ausdrücklich auf die Verleihung eines Umweltpreises in den USA an Ric O´Barry im Jahre 1991 hin.

Der Tiergarten Nürnberg (wie auch alle anderen Delphinhalter) wird an keiner Veranstaltung mit Ric O´Barry teilnehmen, weil wir die Meinung der Delphinariumsgegner nicht teilen, dass es sich um einen wissenschaftlich versierten Experten handelt, sondern wir in Ric O´Barry einen Aktivisten sehen, dem jedes Mittel zum Zweck recht ist.

Ric O´Barry hat in seinem Bemühen, spektakuläre Auswilderungsaktionen von Delphinen durchzuführen, sich als absoluter Laie in Fragen der Delphinbiologie erwiesen und durch völlige Sachunkenntnis von der Methodik einer Auswilderung auf Kosten der „befreiten“ Tiere diesen schwerste Schäden zugefügt. Zwei der im Jahre 1996 betroffenen Tiere mussten 6 bzw. 12 Tage nach der illegalen Auswilderung schwer verletzt und krank gerettet werden. Richard O´Barry, sein Kollege und ihre Organisation wurden daraufhin wegen Verstoßes gegen das Gesetz zum Schutz mariner Säugetiere im Jahre 1999 rechtskräftig zur Höchststrafe von 40.000 US $ verurteilt. Wegen unsachgemäßer und illegaler Auswilderung folgte eine weitere Strafe von 19.500 US $. (NOAA 99-R134 – Pressemitteilung unter: www.publicaffairs.noaa.gov/releases99/june99/noaa99r134.html

Das von ihm im Jahre 1994 mitbegründete und betriebene „Sugarloaf Dolphin Sanctuary“ wurde im Juni 1996 unter Berufung auf das Tierschutzgesetz geschlossen und die Tiere beschlagnahmt – wegen des Versäumnisses von qualifizierter tierärztlicher Fürsorge und des Verstoßes gegen die Auflage, die Tiere in einem Gehege zu halten.

Es ist nicht zu übersehen, dass sowohl Richard O´Barry als auch verschiedene andere Tierrechtler häufig auch Unwahrheiten verbreiten um eine Anti-Delphinariums Stimmung in der Öffentlichkeit hervorzurufen. So zum Beispiel verlinken Richard O´Barry und weitere Tierrechtler ein grausames Video der Harpunenfischerei in Japan (bei dem schlicht das Töten von Delphinen gezeigt wird) mit Delphinarien. Es wird nicht nur der Eindruck vermittelt, sondern auch explizit darauf hingewiesen, dass einige Delphine aus diesen Tötungsaktionen ausgesondert und an Delphinarien verkauft werden. An dieser Stelle sollte klar gestellt werden, dass bisher kein einziger Delphin aus diesen japanischen Fangaktionen in Europa gelandet ist. Der Weltzooverband (WAZA), bei dem der Tiergarten Nürnberg auch Mitglied ist, hat diesbezüglich beim 59. Jahrestreffen des Verbandes in Taipeh im Jahre 2004 deutlich gemacht, dass Mitglieder der WAZA aber auch nicht Mitglieder, sich vom Kauf solcher Delphine distanzieren sollten. Originaltext WAZA

waza.org/news/archives.php:
 „The World Assoication of Zoos and Aquariums, reminds its Members that they must adhere to the WAZA Code of Ethics and Animal Welfare and ensure that they do not accept animals obtained by the use of methods which are inherently cruel.In a resolution adopted at the WAZA Administrative Session of 4 November 2004 (59th Annual Meeting, held at Taipei, Taiwan,) it was clearly stated that the catching of dolphins by the use of a method known as “drive fishing” is considered an example of such a non acceptable capture method. WAZA appeals also to those aquaria and dolphinaria, which are not institutional members, to refrain from purchasing dolphins obtained by drive fisheries“.
Weder O´Barry noch andere Tierrechtler haben diese Erklärung zur Kenntnis genommen, oder ignorieren sie einfach.

Weiterhin wird immer wieder behauptet, dass Delphine in Menschen Obhut nicht gehalten werden können. Dazu ist anzumerken, dass international anerkannte Wissenschaftler wie Dr. Randall Wells vom Sarasota Dolphin Reserach Programme bereits im Jahre 1990 feststellen konnte, dass es keine signifikanten Unterschiede gibt zwischen wildlebenden Delphinen (Population Sarasota) und Delphinen in Menschen Obhut (Delphinarien USA & Kanda) in Bezug auf Höchstalter und Lebenserwartung. Ca. 70 % der dort gehaltenen Tiere stammen aus eigenen Zuchtprogrammen und es wurden bereits Individuen in dritter Generation geboren. In Europa, wo die Delphinhaltung erst später begann, nimmt der prozentuale Anteil von Wildfängen stetig ab, Tiere in zweiter Generation sind auch hier zu vermelden.

Man wird es den Mitarbeitern des Tiergartens, der sich als eine wissenschaftlich geleitete Institution versteht, verzeihen, wenn sie sich mit solchen Delphin-Experten nicht auseinandersetzen werden.

In Berlin wird eine Veranstaltung zum Thema Delphintherapie stattfinden, an der nicht ein einziger Experte aus dem Fachgebiet Sonderpädagogik/Psychologie zu Wort kommen wird. Der einzig tatsächliche Experte vom Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Uni Berlin hat seine Teilnahme wegen mangelnder Fachlichkeit der Veranstaltung abgesagt. Die verbleibenden „Experten“ setzen sich allesamt zusammen aus erklärten Gegnern von Delphinarien – ein Gremium, das kranken Kindern nicht helfen kann.

Beide Veranstaltungen, von denen sich der Tiergarten deutlich distanziert, sind weder sachdienlich noch professionell besetzt. Es handelt sich um Veranstaltungen selbsternannter Experten, die über keinen fachlichen Hintergrund zu den angekündigten Themen verfügen.

Der Tiergarten hat verschiedenste Gegner der Wildtierhaltung mehrfach zu Fachgesprächen eingeladen und sich einer harten Diskussion in der Sache nie entzogen. Keine der Einladungen an Delphinbefreier, Menschen für Tierrechte oder an die WDCS (Whale and Dolphin Conservation Society) wurde je angenommen. Die Bitte um eine Stellungnahme der Geschäftsführung der WDCS zu verschiedenen Themen wurde nie beantwortet.

Aufgrund der vorliegenden Informationen mussten wir feststellen, dass das Ziel der oben genannten und ähnlich aufgestellten Organisationen keine Fachdiskussion im Sinne des Tier- und Artenschutzes sein kann. Es handelt sich lediglich um Teile einer offen propagierten Anti-Delphinariums- und Anti-Tierhaltungs-Kampagne, an deren Durchführung wir uns verständlicherweise nicht beteiligen werden.