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Ein Riff entsteht

Seit Jahren beherbergt der Tiergarten der Stadt Nürnberg in einem seiner Aquarien lebende Steinkorallen. Da dieses Becken, das mit den anderen in den 50er Jahren als Provisorien aufgebaut und seither mehrmals saniert wurden, wieder undicht wurde, musste ein neues Riffbecken aufgebaut werden.

In Vollglaskonstruktion entstand das neue Becken, wobei durch die geringere Wandstärke auch zusätzliches Volumen gewonnen werden konnte. Dann begann der Aufbau: zunächst mussten die Rück- und Seitenwände mit Riffgestein verkleidet und damit die Grundstruktur für ein neues Riff gelegt werden. Zwei Monate lang lief das Becken ein, d. h. mit Mikroorganismen aus dem bestehenden Becken wurde ein biologisches Gleichgewicht aufgebaut, in dem den neuen Bewohnern ein Überleben möglich war. Am 28. Juni 2011 wurden die ersten lebenden Steinkorallen umgesetzt, am 14. Juli die ersten Fische. Auch jetzt werden noch Korallen – teils auch von anderen Zoos eingetauschte – im Becken „eingepflanzt“. Es wird wegen des langsamen Wachstums der Korallen aber noch Jahre dauern, bis wieder ein komplettes Riff herangewachsen ist. Das alte Riff wird restlos abgebaut, damit das undichte Becken ebenfalls durch eine neue Vollglaskonstruktion ersetzt werden kann.

Auch wenn Korallen als starre, stumme und offensichtlich mit dem Untergrund verwachsene Wesen eher Pflanzen gleichen: Korallen sind Tiere, genauer Blumentiere. Sie gehören wie Quallen oder Seeanemonen zu den Nesseltieren. Korallenriffe sind ein wunderschöner, extrem artenreicher und zugleich stark gefährdeter Lebensraum. Damit passt die Haltung von Korallen perfekt zum Anspruch des Tiergartens bedrohte Lebensräume bekannt zu machen.

Algen besiedeln die allermeisten Steinkorallen und bestimmen sogar deren Farbe mit. Die Zooxanthellen genannten einzelligen Algen leben millionenfach in der Außenhaut der Polypen. Algen und Polypen stehen in einem direkten Stoffwechsel. Mit Wasser und dem von den Polypen ausgeschiedenen Abfallprodukt Kohlendioxid betreiben die Zooxanthellen Photosynthese. Dabei stellen sie mit Hilfe des Sonnenlichts, das für die Algen bis mehr als zehn Meter unter Wasser verfügbar ist, Sauerstoff und Kohlenhydrate, also Zucker, her. Damit füttern sie die Polypen. Noch farbiger als die mit Algen besetzten Korallen sind die in größeren Tiefen lebenden Algen ohne Symbiosepartner. Sie wachsen langsamer als das Gespann aus Polyp und Alge. Bislang ist nicht geklärt, weshalb sie oftmals über eine ungeheure Farbigkeit verfügen.

Damit überhaupt ein Riff entsteht, müssen sich die festverwachsenen Korallen vermehren. Ähnlich wie bei Pflanzen kann sich ein an vorbestimmten Bruchstellen abgebrochenes Zweigende, das mit der Strömung abgetrieben wird, mit etwas Glück unweit der Mutterkolonie wieder festsetzen und dort eine neue Kolonie bilden. Diese Art der Vermehrung wird im Tiergarten praktiziert. Doch Korallenpolypen können sich auch geschlechtlich fortpflanzen. Mit etwa zehn Jahren werden Korallenkolonien geschlechtsreif. Als Zwitterwesen stoßen sie Eier und Samen zugleich aus und zwar gemeinsam mit allen Korallen einer Kolonie. Aus den befruchteten Eiern entstehen winzige Larven, die als orangefarbiger Teppich das Meer überziehen. Doch damit ist es nicht getan. Die Larven müssen sich an einem geeigneten Ort niederlassen und bilden den Kern einer neuer Kolonie. Aus ihren Kalkskeletten entstehen Korallenstöcke und nach Jahrtausenden schließlich die bekannten Korallenriffe.

Korallen sind die größten Baumeister in der Natur und in unserer Nähe als versteinerte Riffe, die als Felsen Jahrmillionen überdauern, an vielen Stellen in der Fränkischen Schweiz zu bestaunen.