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Stellungnahme des Tiergartens Nürnberg zur Pressemitteilung von ProWal vom 15. Juli 2015

Die Tierrechtsorganisation ProWal wirft in ihrer Pressemitteilung vom 15. Juli 2015 dem Tiergarten der Stadt Nürnberg vor, „permanent gegen Bestimmungen, die für die Haltung von Delphinen vorgeschrieben sind“, zu verstoßen. „Zudem gefährde der Zoo die Delphine und die Besucher,“ so der Aktivist und ProWal-Geschäftsführer Andreas Morlok. „Das Nürnberger Delphinarium sei für die Zucht und für die Haltung von Delphinen nicht geeignet.“

In der Pressemitteilung von ProWal wird berichtet, dass 14 Strafanzeigen gegen den Tiergarten Nürnberg gestellt worden seien. Der Tiergarten wurde diesbezüglich von keiner Strafverfolgungsbehörde informiert oder befragt. Um Seriosität bzw. Neutralität zu erwecken oder journalistische Recherche vorzutäuschen, zitiert sich die Tierschutzorganisation ProWal in der Pressemitteilung selbst.

Alle Delphine im Tiergarten Nürnberg werden gemäß dem erst kürzlich neu veröffentlichten Gutachten zur Haltung von Säugetieren des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, kurz: Säugetiergutachten, gehalten. Die werdende Mutter Sunny wurde zu deren Schutz (und dem des erwarteten Jungtieres) drei Wochen vor der Geburt (der Termin kann nicht exakt vorhergesagt werden) separat gehalten. Dieses Management steht im Einklang mit dem Säugetiergutachten. („Eine Einzelhaltung ist nur in tiermedizinischen Notfällen, im zeitlichen Umfeld der Geburt, beim Auftreten akuter sozialer Probleme (z. B. körperlicher Angriffe) oder im Rahmen von wissenschaftlichen Untersuchungen zulässig.“) Bereits sechs Wochen nach der Geburt kam das Delphinmännchen Moby zu Muttertier und Kalb, in den folgenden Tagen kamen weitere Delphine
hinzu.

Im Winter 2014/15 hatten die Nürnberger Delphine täglich das große Becken zur Verfügung, nur an den wenigen Tagen mit Prognosen unter -5°C waren die Tiere nachts sicherheitshalber in der Traglufthalle, hatten aber Zugang zu weiteren Becken. Die Traglufthalle stand 96 Tage zum Schutz vor extrem niedrigen Lufttemperaturen über einem Teil der Becken. Da das Wasser aller Becken immer mindestens auf 14°C geheizt ist, hatten die Tiere bei Lufttemperaturen über -5°C immer die auch im Sommer üblichen Becken zur Verfügung. Während das Säugetiergutachen eine vorübergehende Haltung (das sind bis zu drei Monate) auf kleinerer Fläche erlaubt und generell für acht Große Tümmler 825m² (bzw. ein Volumen von 3.100m³) vorgibt, stand den Delphinen damit auch im Winter mindestens eine Fläche von 1.145m² (4.882m³) zur Verfügung. Nur in den wenigen sehr kalten Nächten mit einer Prognose unter -5°C wurden die Delphine im Innenbereich (Traglufthalle und Rundbecken mit 589m² / 2.035m³) gehalten.

Wie jeder Zoobesucher sehen kann, zeigen alle Delphine eine hervorragende körperliche Kondition, werden also durchaus richtig gefüttert. Auch Spielzeug und Beschäftigung wird abwechselnd angeboten, indem unter anderem auch Fisch versteckt wird, den die Delphine mit großem Geschick aufspüren. (Es ist anzustreben, dass die Tiere ihre Nahrung teilweise selbst suchen und dabei auch Erfolg haben.) Die sofortige Schließung des alten Delphinariums zu fordern, da es keine geeignete Umgebung bieten würde, um darin Delphine zu züchten und zu halten, wurde bereits 1986 mit der ersten Delphinaufzucht (Nemo) und gerade erst wieder mit der Aufzucht von Nami widerlegt. Wäre die Anlage nicht geeignet, würde sich die erhobene Forderung nach Zuchtverbot
auch erübrigen. Alle Becken sind untereinander verbunden und bieten selbst bei Trennung die Möglichkeit zu akustischem und meist auch optischem Kontakt. Selbst das alte Delphinarium bietet dank des großzügigen Glasdaches die geforderte Tagesperiodik. Die geforderten Raumhöhen werden überschritten und es gibt weder Schimmel noch herabhängende Teile, die Delphine oder Mitarbeiter gefährden könnten.

Im Außenbereich wird, wo nötig, der Schnee geräumt, am Ufer auch gesalzt (fließt ins salzige Beckenwasser zurück). Eine Aufsicht ist nicht erforderlich. Von einem Verbot, die Traglufthalle zu betreten, ist im Tiergarten nichts bekannt. Die Halle erfüllt alle vorgeschriebenen Sicherheitsbedingungen und ist für Havariefälle ausgerüstet. Direkt an die Delphinbecken oder in die Traglufthalle dürfen Tiergarten-Besucher nur unter Aufsicht in geführten Gruppen. In den über 40 Jahren der Nürnberger Delphinhaltung wurde noch kein Besucher durch Bisse von Delphinen verletzt.

Die Forderung nach Webcams widerspräche klar der geltenden Rechtsprechung (Mitarbeiterüberwachung). Es reicht schon, dass die Aktivisten tagtäglich jeden Handgriff der Mitarbeiter im Außenbereich filmen und dies teils auch noch im Internet publizieren. Auch wenn der Tiergarten jederzeit zusätzliches Personal sinnvoll einsetzen könnte, gab es keinen einzigen Vorfall, bei dem ein Tier, ein Besucher oder ein Mitarbeiter durch fehlerhaftes Personalmanagement zu Schaden gekommen ist.

Seit über 40 Jahren wird der Tiergarten Nürnberg bei der Delphinhaltung der Tierquälerei bezichtigt. Jede Anzeige zieht eine behördliche Kontrolle nach sich. Die erhobenen Vorwürfe wurden noch nie bestätigt.

Das vollständige Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren findet sich im Internet, ab Seite 232 zur Delpinhaltung:
www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungSaeugetiere.pdf