Ende Dezember 2019 gab der Tiergarten der Stadt Nürnberg vier junge Waldrappe nach Spanien in ein Auswilderungsprojekt an der andalusischen Atlantikküste. Zusammen mit dem Zoobotanico Jerez de la Frontera unterstützt der Tiergarten das „Projecto Eremita“ seit 2018 mit nun acht im Tiergarten geschlüpften Waldrappen.
Bei dem Auswilderungsprojekt in Spanien werden die aus verschiedenen europäischen Zoos stammenden jungen Waldrappe noch einige Wochen zur Eingewöhnung in einer Auswilderungsvoliere gehalten, die störungsarm auf einem Truppenübungsplatz an der Küste liegt. Von dort schließlich ausgewildert, können sich die Vögel an die mittlerweile über 100 freifliegenden Waldrappe in drei Kolonien anschließen.
Der Waldrapp (Geronticus eremita) oder Schopfibis war bis Mitte des 17. Jahrhunderts auch in Mitteleuropa heimisch. Die Vögel wurden jedoch nicht nachhaltig bejagt und ihr Lebensraum wurde zerstört, so dass die Kolonien immer weniger wurden. Bis heute haben Waldrappe nur an der marokkanischen Atlantikküste überlebt. Der letzte wilde Waldrapp der Türkei verschwand Ende der 1980er Jahre. Seitdem kommen dort nur noch von Menschen betreute Vögel, die aus einer 1977 durchgeführten Umsiedelung hervorgingen, vor. Ein erst 2002 bei - im jüngsten Syrienkrieg zerstörten - Palmyra entdecktes Kleinstvorkommen von gerade einmal sieben Individuen ist jetzt wahrscheinlich erloschen.
Weltweit gibt es nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN nur noch 200-250 wilde adulte Waldrappe bei abnehmender Tendenz. In Zoos leben rund 1.750 Vögel. Seit 1988 existiert für Waldrappe ein EAZA Ex-situ-Programm (EEP), ein Zuchtprogramm, das vom Alpenzoo Innsbruck koordiniert wird, und im Rahmen dessen das Zoovorkommen wissenschaftlich betreut und verwaltet wird.