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Neu im Tiergarten: Wasserbüffel ziehen in frisch angelegtes Gehege

Im Tiergarten ist seit heute eine neue Tierart zu sehen: In einer neu gebauten Anlage im mittleren Abschnitt des Tiergartens sind zwei Hauswasserbüffel (Bubalus arnee f. bubalis) eingezogen. Die beiden Bullen kommen aus Österreich, genauer aus dem Tiergarten Schönbrunn in Wien und dem Nationalpark Neusiedler See. Die neue Anlage ist Teil der sogenannten Mittelspange. In diesem mittig gelegenen Teil des Tiergartens werden in den nächsten Jahren die bestehenden Gehege neu gestaltet und teilweise miteinander verbunden. Künftig sollen dort überwiegend bedrohte asiatische Tierarten in einer Art "tierischen Wohngemeinschaft“ leben. In einem ersten Schritt hat der Tiergarten die Anlage der Rentiere umgestaltet und dort nun die beiden Wasserbüffel angesiedelt.

Die neue, mehr als 1.000 Quadratmeter große Anlage der Wasserbüffel besteht unter anderem aus einem großen Wasserbecken, einem Bachlauf, einer Mauer aus recyceltem Sandstein und asiatischen Baum- und Straucharten. Am Ufer der etwa 350 Quadratmeter großen Wasserfläche und entlang des Bachlaufs wurden unter anderem Schilf und Rohrkolben gepflanzt. Die Pflanzen funktionieren in Kombination mit dem Substrat als natürlicher Filter: Sie nehmen die Nährstoffe auf, die die Tiere einbringen, und reinigen so das Wasser. Über eine Pumpe wird das Wasser wieder nach oben befördert und fließt dann über den Bachlauf zurück ins Becken. So kommt die Anlage ohne Wasseraufbereitungstechnik aus.

Wasserbüffel vielerorts als Landschaftspfleger im Einsatz

Bei den Hauswasserbüffeln handelt es sich um die domestizierte Form des wilden Wasserbüffels. Er ist in Asien beheimatet und hat dort eine große wirtschaftliche Bedeutung. Auch in Europa halten Landwirte immer häufiger Wasserbüffel – in Italien wird seine Milch beispielsweise zur Mozzarella verarbeitet. Vielerorts sind Wasserbüffel auch als Landschaftspfleger im Einsatz. Sie eigenen sich gut zur extensiven Beweidung und halten ökologisch wertvolle Flächen offen – so auch im Nationalpark Neusiedler See, aus dem einer der beiden Bullen stammt.

Großprojekt Mittelspange In der Mittelspange

werden nach und nach die bestehenden Tieranlagen neu gestaltet und die ehemaligen Gehege der Rentiere, Wapitis und Wisente miteinander verbunden. "Der Umbau basiert auf dem Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen. Künftig sollen dort überwiegend bedrohte asiatische Tierarten leben. Dabei werden verschiedene Lebensraumtypen Asiens präsentiert – von Feuchtgebieten über Wälder bis hin zu Busch- und Gebirgslandschaften. Eine weitere Besonderheit: Wir möchten die Gehege so miteinander verbinden, dass alle dort gehaltenen Tierarten in unterschiedlichsten Konstellationen gehalten werden können – also sowohl vergesellschaftet als ‚tierische Wohngemeinschaft‘ oder auch alleine", sagt Tiergartendirektor Dr. Dag Encke.

Auch bei der Bepflanzung kommen überwiegend asiatische Arten zum Einsatz – darunter Paulownia (Blauglockenbaum), Gingko, Hamamelis (Zaubernuss), Rhododendron, Parrotia (Eisenholzbaum), Blasenesche (Koelreuteria paniculata) oder asiatische Ahornarten. Diese Pflanzen sind auch optisch ein Blickfang. Sie sollen über Blüten und Blätter Farbe in die Mittelspange bringen.

"Reichswald von morgen und Tiere von gestern"

Beim Bau und bei der Gestaltung der neuen Anlagen arbeiten Tiergarten-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus den Abteilungen Landschaftsgestaltung, Technik und Tierpflege sowie Biologinnen und Biologen eng zusammen. Über dem Gesamtprojekt an der Mittelspange steht das Motto: "Reichswald von morgen und Tiere von gestern". Dahinter steht die Tatsache, dass sich die Vegetation im Reichswald durch den Klimawandel stark verändern wird.

"Diese Verfremdung wird in dem Projekt der Mittelspange überspitzt dargestellt durch eine exotisch anmutende asiatische Vegetation, die zwischen den heimischen Bäumen ins Auge fallen wird", sagt Tiergartendirektor Dr. Dag Encke. "So fremd kann die Vegetation Bayerns in wenigen Jahrzehnten aussehen, wenn die Erwärmung zum Dauerzustand wird oder gar fortschreitet."

Die Tiere auf den Anlagen der Mittelspange sollen ebenfalls asiatische Lebensräume repräsentieren, aber das Gegenteil verkörpern: Sie sind in ihrer Heimat teilweise stark gefährdet. Die Haltung und Zucht in Zoos ist für den Erhalt dieser Arten deshalb ganz entscheidend.

Umbau weiterer Anlagen läuft bereits

Nach der Fertigstellung der Wasserbüffel-Anlage hat der Tiergarten bereits mit dem Umbau der ehemaligen Wapiti-Anlage begonnen. Auch die neue Anlage der Mishmi-Takine (Budorcas taxicolor taxicolor) oberhalb des ehemaligen Delphinariums, die derzeit fertiggestellt wird, ist Teil des neuen Asien-Schwerpunkts. Dort sollen künftig auch Blauschafe leben. Sie sind entfernt mit Schafen und Ziegen verwandt und kommen vor allem im Himalaya-Gebirge vor.

Die angrenzende Anlage der stark gefährdeten Prinz-Alfred-Hirsche (Rusa alfredi) wurde ebenfalls landschaftlich neu gestaltet und wird an den neuen Bereich angegliedert. Der Prinz-Alfred-Hirsch gilt als Botschafter gegen die gravierende Waldzerstörung auf den Philippinen. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) gab es 2016 bereits in der Natur nur noch wenige hundert Tiere. Die Haltung und koordinierte Zucht in Zoos spielt deshalb eine entscheidende Rolle für den Erhalt dieser Tierart.

Zum neuen Schwerpunkt der Mittelspange passen auch die Nachbar-Anlagen des in Zentralasien beheimateten Schneeleoparden und des Panzernashorns, das in Südasien verbreitet ist. Beide Arten gelten als "gefährdet".

Mit nahezu allen diesen Tierarten beteiligt sich der Tiergarten an den Europäischen Zuchtprogrammen EEP (EAZA ex situ-Programm). In diesen Programmen züchten Zoos und Wildparks koordiniert Tierarten, um stabile Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums aufrechtzuerhalten.

Die Kosten für neue Anlage der Wasserbüffel betrugen rund 400.000 Euro und wurden vollständig vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. finanziert. Er trägt bisher alle Kosten des Projekts. Insgesamt sind bis zu 2,3 Millionen Euro dafür eingestellt.