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Bedrohte asiatische Pustelschweine neu im Tiergarten

Im Tiergarten können Besucherinnen und Besucher seit Freitag, 5. August 2022, indonesische Visayas-Pustelschweine (Sus cebifrons) inklusive dreier Ferkel beobachten. Mit etwas Glück finden Besucherinnen und Besucher die Tiere auf der unteren Nashornanlage.

Da die Ferkel erst wenige Wochen alt und noch sehr klein sind, ziehen sich die Tiere häufiger ins Innere der Anlage zurück – dort sind sie für die Öffentlichkeit nicht zu sehen. Zukünftig sollen sie für die Besucherinnen und Besucher auch im Nashornhaus erlebbar sein.

Drei erwachsene Weibchen sind im Juli aus dem Rotterdamer Zoo, dem Zoo Bratislava und dem Zoo Dierenrijk im niederländischen Mierlo nach Nürnberg gekommen. Das Weibchen aus Mierlo war trächtig und brachte im Juli drei Ferkel zur Welt. Die kleinen Schweine tragen, ganz wie die Frischlinge des bei uns heimischen Wildschweins, ein Streifenmuster zur Tarnung.

Visayas-Pustelschweine gelten als vom Aussterben bedroht. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat die Tiere in diese Kategorie eingeteilt, weil sie nach aktuellem Stand der Beobachtungen wahrscheinlich nur noch auf zwei Inseln in Indonesien vorkommen. Früher kamen sie auf sechs Inseln vor. Sie sind sogenannte endemische Arten. Für diese stellen Seuchen – im Fall der Schweine zum Beispiel die Afrikanische Schweinepest – eine existenzielle Bedrohung dar. Bräche sie auf einer der beiden Inseln aus, müsste man damit rechnen, dass die Art dort komplett ausstirbt. Zusätzlich ist die Art durch fragmentierte Populationen, Lebensraumverlust und nicht nachhaltige Jagd bedroht. Dadurch, dass sie sich auch mit Hausschweinen vermischt, droht die ursprüngliche Art der Visayas-Pustelschweine ebenso verloren zu gehen.

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, haben der Verband der Zoologischen Gärten, die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz, die Deutsche Tierpark Gesellschaft und die Gemeinschaft der Zooförderer das Visayas-Pustelschwein zum Zootier des Jahres 2022 gewählt. Denn wo wenig ist, kann viel verloren gehen.

Deswegen beteiligt sich der Tiergarten Nürnberg am koordinierten Zuchtprogramm des Europäischen Zooverbandes EAZA für die Visayas-Pustelschweine, dem EEP (EAZA ex situ Programm). Ziel dieses Programms ist es, einen gesunden Bestand gefährdeter Tierarten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums zu bewahren.

Die Afrikanische Schweinepest, die derzeit auf verschiedenen Kontinenten und auch in Deutschland grassiert, erleichtert das Vorhaben nicht. "Mit der Afrikanischen Schweinepest haben wir zum ersten Mal eine Bedrohung, die zeitgleich die Wildpopulation und die sogenannte Reservepopulation in den Zoos betrifft", sagt der stellvertretende Direktor des Tiergartens Nürnberg, Jörg Beckmann. Er ist zugleich Vorsitzender der EAZA Fachgruppe für Tapire, Flusspferde und Schweineartige und Mitglied der Expertengruppe für wildlebende Schweinearten der Weltnaturschutzunion.

"Schweine spielen in der Kulturgeschichte des Menschen und in den Ökosystemen eine sehr wichtige Rolle", sagt Beckmann. "Abbildungen von Pustelschweinen in einer indonesischen Höhle sind mindestens 43.500 Jahre alt und die älteste bekannte darstellende Kunst aus Menschenhand. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass wir jetzt in Nürnberg diese hochbedrohte Tierart halten."

Neben den Visayas-Pustelschweinen hat der Tiergarten Nürnberg mit seinen Hirschebern nun zwei gefährdete asiatische Schweinearten in seiner Obhut.

Weitere Informationen zur Afrikanischen Schweinepest und den Hirschebern im Tiergarten gibt es hier.