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Neuer Tiger im Tiergarten

Der Tiergarten hat am Donnerstag, 25. August 2022, auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programm) einen neuen männlichen Sibirischen Tiger (Panthera tigris altaica) von der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen übernommen. Der Kater Manu wurde 2011 im Zoo von Budapest geboren. Von Mai 2013 an lebte er gemeinsam mit seinem Bruder Thrax in Gelsenkirchen, in der damals neu eröffneten Tigeranlage in der Erlebniswelt Asien. Nach der Ankunft in Nürnberg darf sich Manu eingewöhnen. Das Raubtierhaus bleibt während dieser Phase vorübergehend geschlossen. Sobald er gut in der neuen Umgebung zurechtkommt, wird er auch für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein. Löwin Aarany und Tigerin Katinka sind trotz der vorübergehenden Hausschließung in den Außenanlagen zu sehen.

Anfang Juli hatte der Tiergarten das Männchen Nikolai an einen Zoo in Schweden abgegeben. Der Hintergrund des Tiger-Tauschs: Nikolai sollte im Tiergarten zusammen mit dem Weibchen Katinka für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tierart beitragen. Da die beiden sozial nicht harmonierten, erfolgte nun ein Tausch über das EEP. Dabei handelt es sich um ein übliches Vorgehen im Rahmen der Erhaltungszucht.

Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten dienen dem Artenschutz und versuchen Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu erhalten. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95 Prozent der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen. Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig. Dies besonders auch, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollen. Die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen, die etwa durch den Klimawandel hervorgerufen werden, ist von der genetischen Vielfalt innerhalb der Population abhängig.

Zucht ist unerlässlich für den Arterhalt

Die Entscheidung, welche Tiere in welchen Zoos für Zuchtvorhaben in Frage kommen, trifft das EEP auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Nikolai und Katinka hatten genetisch gut zusammengepasst, allerdings sozial nicht harmoniert. Über mehrere Monate wurden sie regelmäßig zusammengelassen. Die Verpaarungsversuche blieben aber ohne Erfolg.

"Dass die Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen nicht sofort klappt, ist nicht ungewöhnlich. Dabei kann es allerdings auch zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen. In solchen Fällen ist ein Tausch der Kater oder der Katzen über das EEP ein übliches Vorgehen. Wir hoffen, dass sich Manu und Katinka gut verstehen. Zucht ist unerlässlich für den Arterhalt", sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens.

Durch Wilderei und Lebensraumverlust stark gefährdet

Großraubtiere wie Tiger erfüllen wichtige Funktionen in der Natur. Oft fungieren sie als sogenannte Schlussstein-Arten, die für die Stabilität ganzer Ökosysteme sorgen. Fehlen diese Arten, so kann es zu Kaskadeneffekten kommen, die das ganze System destabilisieren.

Sibirische Tiger, auch als Amurtiger bekannt, bilden eine Unterart der Tiger und gehören zu den größten lebenden Katzen der Welt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) bewertet ihren Bestand als "stark gefährdet". Sie geht davon aus, dass es in Russland, dem Hauptverbreitungsgebiet des Amurtigers, nur noch etwa 270 Tiere gibt, die sich fortpflanzen. Insgesamt gibt es aber wohl mehr Tiger als bislang angenommen: In ihren neuesten Erhebungen von 2021 geht die IUCN von einem Weltbestand aller Tiger-Unterarten zwischen rund 3.700 und 5.600 Tieren aus. Die neue Schätzung liegt damit um 40 Prozent über der letzten Auswertung im Jahr 2015 und ist laut IUCN auf eine bessere Überwachung und Bestandsaufnahme der Population zurückzuführen.

Der größte Feind der Amurtiger ist der Mensch. Wilderei und Lebensraumverlust, auch durch Waldbrände, bedrohen die wildlebenden Tiger. Amurtiger leben in einem Gebiet vom russischen Fernen Osten bis hin zu angrenzenden Regionen in Nordkorea und China.