Freie Natur? Neues manatimagazin® erschienen
Wieviel Wildnis wollen wir als Gesellschaft zulassen? Wo treffen wir noch auf Natur? Und warum geht es im Artenschutz nicht um Schönheit? Diesen und...
Die Guineapaviane (Papio papio) im Tiergarten haben seit kurzem neue Stämme und Äste zum Klettern: Der Tiergarten hat die alten Stämme durch neue ersetzt und bei der Gelegenheit auch den Wassergraben gereinigt. Das neu eingerichtete Gehege soll auch für die Besucherinnen und Besucher attraktiver sein. Für die Zeit der Bauarbeiten wichen die Paviane in das Innengehege aus. Seit Beginn der Herbstferien sind sie wieder draußen zu sehen.
Die alten Stämme kamen vor mehr als zehn Jahren in die Anlage. Mit der Zeit werden sie morsch und verlieren an Stabilität. Für die Paviane, die die Stämme beim Klettern stark beanspruchen, bieten sie dann nicht mehr ausreichend Sicherheit. Deshalb wurden sie nun ausgetauscht. Dabei arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Tierpflege, Technik, Forst und Landschaftsgestaltung zusammen. Sie tauschten insgesamt rund zwölf Festmeter Holz aus.
"Wer die Paviane im Tiergarten beobachtet, weiß, dass die Tiere gerne miteinander toben, streiten, spielen oder sich wilde Verfolgungsjagden liefern. Die Stämme und Äste müssen daher einiges aushalten", sagt Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin Dagmar Fröhlich. Die neuen Eichenstämme sollen nun wieder rund zehn Jahre halten.
Bayerische Staatsforsten stellen neue Stämme zur Verfügung
Ein Großteil der neuen Stämme kommt aus dem angrenzenden Reichswald und wurde dort im März dieses Jahres gefällt. Hier arbeitete der Tiergarten eng mit dem Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten zusammen, die das Holz dankenswerterweise zur Verfügung stellten und für den Tiergarten fällten. Ausgewählt wurden Fichten und Eichen. "Eichen sind wegen der vielen, kräftigen Äste bestens als Kletterstämme geeignet. Zudem sind sie langlebig und sehr stabil – so bieten sie den Tieren eine hohe Sicherheit", sagt Gerd Schlieper, zuständig für die Forstarbeiten des Tiergartens.
Die mehrere Tonnen schweren Stämme wurden mithilfe eines Krans auf das Gelände gehoben. Michael Haßler, Betriebsmeister in der Technik-Abteilung des Tiergartens, erklärt: "Das Platzieren war teilweise echte Millimeterarbeit. Die stehenden Stämme mussten exakt in die vorhandenen Stahlträger passen. Dort haben wir sie dann mit mehreren Bolzen befestigt, damit sie den extremen Belastungen gut standhalten."
An den Stämmen und Ästen wurden im Anschluss noch Seile befestigt, die die Tiere ebenfalls zum Klettern und Spielen nutzen können. Jürgen Zwingel aus dem Technik-Team, der in die Neugestaltung der Anlage maßgeblich involviert war, baute auch eine Holzwippe, die den Pavianen zum Spielen und zur Beschäftigung dient.
Stämme dienen auch als Schlafplatz
Die Paviane im Tiergarten nutzen die Stämme und Äste hauptsächlich zum Klettern. Grundsätzlich sind Paviane mit ihren stämmigen, gleichlangen Vorder- und Hintergliedmaßen allerdings besser an das Leben auf dem Boden angepasst. Auf Bäume klettern sie zum Beispiel bei der Futtersuche, bei Gefahr oder zum Schlafen. Auch im Tiergarten verbringen die Paviane die Nächte oft im Freien und nutzen die Astgabeln als Schlafplatz. In der Regel können sie sich immer zwischen Innen- und Außenanlage frei bewegen.
Seit Samstag sind die Tiere wieder in der Außenanlage zu sehen. "Die Paviane sind jetzt dabei, ihren neuen Spielplatz intensiv zu erkunden. Auf der Anlage hat sich viel verändert, da müssen sie sich natürlich erstmal orientieren und neue Lauf- und Sprungwege finden. Aber es wird nicht lange dauern, dann haben sie sich an die neue Umgebung gewöhnt und nehmen die neuen Stämme und Äste voll in Beschlag", sagt Dagmar Fröhlich.
Der Guineapavian, auch Sphinx-Pavian genannt, ist der kleinste aller Paviane. Die Primatenart bewohnt Steppen, Trockensavannen und Trockenwälder in Westafrika. Die Weltnaturschutzunion stuft die Art als potentiell gefährdet ein. Außerhalb von Schutzgebieten ist die Art in manchen Ländern ihres Verbreitungsgebiets nur selten anzutreffen. In den vergangenen 30 Jahren hat der Bestand wahrscheinlich um 20 Prozent abgenommen. Gründe für den Rückgang sind der Verlust des Lebensraums und die Nachstellung durch den Menschen. Der Tiergarten Nürnberg ist der einzige Zoo in Deutschland, der Guineapaviane hält.