Freie Natur? Neues manatimagazin® erschienen
Wieviel Wildnis wollen wir als Gesellschaft zulassen? Wo treffen wir noch auf Natur? Und warum geht es im Artenschutz nicht um Schönheit? Diesen und...
Lebensraum, Erholungsraum, Sauerstoff- und Rohstofflieferant, Kohlenstoffspeicher: Wälder spielen für das Leben auf unserem Planeten eine entscheidende Rolle – doch der Klimawandel stellt sie und ihre Bewohner vor enorme Herausforderungen. Warum das so ist und wie ein Wald von der Wurzel bis zur Krone funktioniert, können Besucherinnen und Besucher des Tiergartens Nürnberg bald auf bis zu 19 Metern Höhe auf dem Klimawaldpfad entdecken.
Schon jetzt machen Infoschilder im Tiergarten neugierig auf das Projekt. Dr. Matthias Everding, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nürnberg, und Bürgermeister Christian Vogel haben die Schilder am 14. Dezember 2022 vorgestellt.
"Die letzten ihrer Art?" fragt zum Beispiel eines der Schilder, auf dem verschiedene heimische Reptilien und Amphibien zu sehen sind. Denn sie sind besonders anfällig für Veränderungen ihrer Umwelt. Amphibien sind auf saubere, stehende Gewässer in ihrem Lebensraum angewiesen. Zunehmende Trockenheit stellt eine unmittelbare Gefahr für sie dar.
Zugleich bedrohen Seuchen wie die asiatische Pilzkrankheit Bsal den Feuersalamander und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Art in der Natur ausstirbt. In einer neuen Anlage am Fuß des Klimawaldpfads sollen Besucherinnen und Besucher heimische Amphibien kennenlernen und mehr über ihre Besonderheiten erfahren.
Tiere als Klimaopfer und widerstandsfähige Zukunftswälder
Von einem anderen Schild blicken Rentiere die Besucherinnen und Besucher an – genau an der Stelle, an der Tier und Mensch sich später in echt begegnen sollen: an der Rentieranlage unterhalb des Klimawaldpfads.
Auch Rentiere sind in besonderem Maß durch die Folgen des Klimawandels bedroht. Der Tiergarten wird im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP (EAZA ex situ Programme) bedrohte Europäische Waldrentiere halten, die in der Natur im Grenzgebiet zwischen Russland und Finnland beheimatet sind.
In Finnland war das Waldrentier 1900 ausgerottet. Durch die Auswilderung gezüchteter Tiere und die Zuwanderung weiterer Tiere gibt es dort inzwischen einen Bestand von zirka 2.000 Individuen. In Russland leben schätzungsweise rund 1.000 der Tiere.
Die Europäischen Waldrentiere im Tiergarten weisen auch auf die Gefahren hin, denen verwandte Unterarten in der Natur ausgesetzt sind. Da die Temperaturen in der arktischen Tundra, wo ebenfalls Rentiere und Karibus leben, steigen, regnet es dort nun häufiger.
Statt einer Schnee- bildet sich eine Eisschicht, welche die Rentiere mit ihren breiten Hufen nicht beiseite kratzen können, um an die darunterliegenden Gräser, Flechten und Moose zu kommen. Die Nahrung wird für sie unerreichbar – die Tiere verhungern.
Auch manche Baumarten hierzulande werden den Folgen des Klimawandels wie zunehmende Trockenheit und Hitze nicht standhalten. Wie könnten unsere Wälder morgen aussehen und wie können wir sie widerstandsfähig umbauen?
Als Forstbetrieb der Stadt Nürnberg befasst sich der Tiergarten gemeinsam mit seinen Partnern täglich mit diesen Fragestellungen. Diese und einige weitere Themen wird der Tiergarten daher auf dem Klimawaldpfad unter der Überschrift "Tiere als Klimaopfer und widerstandsfähige Zukunftswälder" spielen – unter anderem in einem grünen Klassenzimmer auf 19 Metern Höhe und einer begehbaren Vogelvoliere.
Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg ermöglicht den Klimawaldpfad
Ermöglicht wird das Projekt durch die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, die mit 4,1 Millionen Euro den Mammutanteil der Finanzierung übernimmt. "Mit dem Klimawaldpfad wird unser Tiergarten um eine große Attraktion reicher", sagt Bürgermeister Christian Vogel.
"Er bekommt damit eine weitere tolle Möglichkeit, seinen Bildungsauftrag für nachhaltige Entwicklung zu leben und Besucherinnen und Besucher für Natur, Tiere und Umweltschutz zu begeistern. Als Stadt sind wir der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg sehr dankbar, dass sie uns mit der größten Einzelförderung in ihrer Geschichte ein solches Projekt ermöglicht."
Für Dr. Matthias Everding, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nürnberg, ist klar: "Umweltbildung ist auf unserem Weg zu einem nachhaltigeren Leben immens wichtig. Ich bin überzeugt, dass der Klimawaldpfad hierfür einen wesentlichen Beitrag leisten wird. Mit unserer Zukunftsstiftung wollen wir genau solche Projekte möglich machen. Projekte, die heute und auch in Zukunft für Nürnberg und die Menschen hier relevant sind."
Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor des Tiergartens: "Wir freuen uns riesig auf den Klimawaldpfad, auf den die Schilder jetzt schon neugierig machen. Unsere Besucherinnen und Besucher werden damit Tiere des Waldes und den Wald selbst aus einer neuen Perspektive erleben können. Als Teil des Nürnberger Reichswalds kann man sich gar keinen besseren Standort dafür vorstellen."
Der Klimawaldpfad soll 2023 eröffnet werden. Der Tiergarten Nürnberg arbeitet regional, national und international vernetzt für den Erhalt der Artenvielfalt und natürlicher Lebensräume.