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Neue gefährdete Kaninchenrasse im Tiergarten zu sehen

Im Tiergarten Nürnberg sind seit dem gestrigen Mittwoch, 21. Juni 2023, vier Kaninchen der Rasse Japaner (Oryctolagus cuniculus dom.) zu sehen. Ihr Gehege befindet sich im Kinderzoo am südöstlichen Ende des Tiergartens. Die Haltung der neuen Rasse kam durch eine Kooperation des Zentralverbands der deutschen Rassekaninchenzüchter (ZDRK) und des Tiergartens Nürnberg zustande. In Mittelfranken gab es bislang noch keinen Züchter von Japaner-Kaninchen. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) zählt die Japaner zu den stark gefährdeten Rassen.

"Bedrohte Haus- und Nutztierrassen haben bei uns im Tiergarten seit jeher einen hohen Stellenwert. So halten und züchten wir beispielsweise schon seit 1981 Rotkopfschafe – ebenfalls eine bedrohte Nutztierrasse, die ursprünglich aus den Pyrenäen stammt", sagt Dr. Katrin Baumgartner, Tierärztin im Tiergarten Nürnberg und dort auch zuständig für die Zucht seltener und bedrohter Haustierrassen. "Mit der Haltung der Japaner-Kaninchen steigen wir nun in die Zucht einer weiteren bedrohten Haustierrasse ein und können zu ihrem Erhalt beitragen."

"Ziel dieses besonderen Gemeinschaftsprojekts ist es, gefährdete Kaninchenrassen im Tiergarten zu züchten und den Besucherinnen und Besuchern des Tiergartens den Wert dieser seltenen Rassen näherzubringen", sagt Markus Fischer, 1. Vorsitzender des Bezirksverband Mittelfranken der Kaninchenzüchter e. V.

Auch das Tierwohl spielt bei der Zucht der Rassekaninchen eine zentrale Rolle: ZDRK und Tiergarten möchten zeigen, dass eine erfolgreiche Zucht unter Berücksichtigung des Wohlbefindens der Tiere möglich ist.

Beim Einzug der Japaner-Kaninchen in den Tiergarten war auch Sinje Büttner vor Ort. Als Projektkoordinatorin des Nutztierrassenprojekts des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) und des Landschaftstierparks Arche Warder e. V. freut sie sich besonders über den Einstieg in die Erhaltungszucht der Japaner: "Nutztiere haben unsere Welt verändert. Die Geschichte begann vor mehr 15 000 Jahren mit der Entwicklung des ersten Haustiers, dem Hund. Nur dank der Haus- und Nutztiere konnten die Menschen ihre heutige Kultur entwickeln. Über viele Generationen entstand so eine große Vielfalt verschiedener Rassen, eine einzigartige globale Ressource. In der Arche Warder setzen wir uns für den Erhalt dieser gefährdeten Rassen ein und freuen uns natürlich sehr, wenn sich Zoos wie der Tiergarten Nürnberg hier ebenfalls engagieren."

"Alte Haus- und Nutztierrassen verfügen im Vergleich zu modernen Rassen oft über Eigenschaften, die sie widerstandsfähiger machen“, sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens. „Wir begrüßen es deshalb sehr, dass ihr Wert auch in der Politik erkannt wurde. Sie sieht in der Zucht und im Erhalt bedrohter Tierrassen einen wichtigen Baustein für eine zukunftsfähige Tierhaltung, die auch der Sicherung unserer Ernährung dient."

Gehege umgestaltet und verschönert

Die Japaner-Kaninchen sind in das Gehege eingezogen, in dem bislang die Riesenkaninchen zu sehen waren. Das Gehege wurde in der Zwischenzeit vom Team der Landschaftsgestaltung des Tiergartens und den zuständigen Tierpflegerinnen und Tierpflegern umgestaltet und verschönert. Sie haben das Außengehege neu bepflanzt, Baumstämme eingebracht sowie eine Sandfläche und kleine Steinhöhlen angelegt, die den Kaninchen besseren Unterschlupf bieten. Auch die Inneneinrichtung wurde erneuert und mit mehr Versteckmöglichkeiten ausgestattet.

Finanziell unterstützt wird die Haltung der Japaner-Kaninchen im Tiergarten über zwei fortlaufende Spenden der mittelfränkischen Firmen Wimpit GmbH und Hemmerling GmbH in Höhe von je 500 Euro. Außerdem erhält der Tiergarten eine Futterspende der mifuma Mischfutter Werke Mannheim GmbH.

Über die Kooperation erhält der Tiergarten künftig auch Futtertiere über den ZDRK, also überzählige Kaninchen, die an Zootiere verfüttert werden. Zudem erhält der Tiergarten auch junge Kaninchen, die er auf dem betriebseigenen Bio-Bauernhof Gut Mittelbüg großziehen und zu gegebener Zeit ebenfalls als Futtertiere im Zoo einsetzen kann.

Die Clowns unter den Kaninchen

Japaner-Kaninchen zählen zu den gefährdeten Haustierrassen. Die Grundfarben sind schwarz und gelb, wobei die Farbfelder gemäß Rassestandard schachbrettmäßig über den Körper verteilt sein sollten. Dieses Muster erinnert ein wenig an einen Harlekin, was den englischen Namen dieser Rasse – Harlequin Rabbit – erklärt. Japaner-Kaninchen werden auch als die Clowns der Kaninchenwelt bezeichnet, da sie neben der Zeichnung ein fast schon freches und spitzbübisches Wesen haben.

Wie diese Rasse zu ihrem Namen kam und wo sie erstmals gezüchtet wurde, ist nicht bekannt. Die ersten Japaner-Kaninchen wurden 1889 zur Weltausstellung in Paris gezeigt. Ziel der Zucht war von Beginn an die Farbverteilung.

Japaner-Kaninchen sind etwa 40 Zentimeter groß und wiegen um die vier Kilogramm. Damit zählen sie zu den mittelgroßen Rassen. Sie gelten als relativ robust.