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Hoffnungsschimmer für den Vaquita

Artenschützer hatten ihn fast für verloren gegeben, doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer für den Vaquita (Phocoena sinus): Wie der Kurator für Artenschutz und Forschung des Tiergartens der Stadt Nürnberg, Dr. Lorenzo von Fersen, berichtet, haben Wissenschaftler nun bei der letzten Zählung im Mai 2023 zehn bis 13 der zur Gattung der Schweinswale gehörenden Tiere gesichtet, darunter ein oder zwei Kälber.

Das bedeutet, dass im Vergleich zu früheren Erhebungen keine Tiere mehr verloren gegangen sind. Vielleicht ist die Population sogar um ein paar Individuen gewachsen.

„Das ist ein unglaublich berührendes Signal für uns alle, die wir seit Jahrzehnten für das Überleben des Vaquitas kämpfen“, sagt Dr. von Fersen. Er ist über die dem Tiergarten angegliederte Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha e. V. in engem Austausch mit Wissenschaftlern in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern – und musste gemeinsam mit ihnen zusehen, wie der Bestand der Vaquitas seit 1997 von rund 570 auf bis vor kurzem zirka neun Tiere schrumpfte.

Der Vaquita ist eine sogenannte endemische Art, die nur im Golf von Kalifornien vorkommt, ein rund 160.000 Quadratkilometer großes Nebenmeer des Pazifik zwischen Mexiko und der Halbinsel Niederkalifornien. In diesem Gebiet wurde in den vergangenen Jahrzehnten intensiv gefischt – insbesondere der Totoaba, eine Seebarschart, war und ist eine begehrte Beute: Seine Schwimmblase gilt in China und Hongkong als Heilmittel. Für sie erzielen Händler auf dem Schwarzmarkt höhere Preise als für Kokain. Die intensive Fischerei nach Totoabas in dem Gebiet führte zu hohen Beifangzahlen an Vaquitas.

Bereits 2020 hat die mexikanische Regierung in einem sogenannten Null-Toleranz-Areal im nördlichen Teil des Golfs das Fischen verboten – mit mäßigem Erfolg. Erst seit die mexikanische Marine im August 2022 dort 193 Betonblöcke mit drei Meter hohen Metallhaken versenkt hat und das Gebiet gemeinsam mit der Artenschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society und anderen Partnern überwacht, ist die illegale Fischerei dort um 90 Prozent zurückgegangen – die Netze verfangen sich in den Haken.

Eine einfache Maßnahme mit offenbar großer Wirkung: Denn schon in ihrer jüngsten Erhebung vom Mai 2023 hat die Spezialistengruppe der Weltnaturschutzunion IUCN für Walarten den Bestand der Vaquitas auf zehn bis 13 Individuen geschätzt. Er ist also wahrscheinlich nicht nur stabil geblieben, sondern sogar gewachsen.

Artenschutz braucht politischen Willen

„Diese Nachricht zeigt uns, mit welch einfachen Mitteln wir in manchen Fällen Arten schützen könnten, wenn der politische Wille dazu da ist“, sagt Dr. Lorenzo von Fersen, und fügt hinzu: „Das ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für den Vaquita, aber längst keine Entwarnung.“

Nun gilt es, gemeinsam mit den Fischern vor Ort alternative Einkommensquellen zu finden. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Pesca Alternativa Baja California (Pesca ABC) entwickelt zudem alternative Fangtechniken ohne Kiemennetze und hilft den Fischern, Märkte für ihre Vaquita-freundlichen Fischprodukte zu schaffen.

Yaqu Pacha e. V. und der Tiergarten Nürnberg unterstützen seit sieben Jahren verschiedene NGOs wie Vaquita CPR, Pesca ABC und Museo de la Ballena, die sich unermüdlich für den Schutz des Vaquita einsetzen. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Tierpräsentationen mit Delfinen im Tiergarten Nürnberg, die nicht nur auf das Schicksal des Vaquita, sondern auch auf das vieler anderer bedrohter Meeressäuger aufmerksam machen.

In den Präsentationen in der Delfinlagune erfahren Besucherinnen und Besucher einige Hintergründe über die Lebensweise der Delfine und über die menschengemachten Gefahren, denen sie in der Natur ausgesetzt sind – zum Beispiel durch illegale Fischerei mit Kiemennetzen.