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Wie Korallenriffe Küsten schützen: Prof. Dr. Wolfgang Kießling zu Gast im Tiergarten

Wenn der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) seine Berichte zum Klimawandel veröffentlicht, stößt das regelmäßig auf großes öffentliches Interesse. Sie gelten als Grundlage der weltweiten Klimapolitik. Einer der Hauptautoren des letzten Weltklimaberichts ist Prof. Dr. Wolfgang Kießling vom Lehrstuhl für Paläoumwelt an der Friedrich­-Alexander-Universität Erlangen­Nürnberg (FAU). Am Donnerstag, 5. Oktober 2023, kommt er für einen Abendvortrag in den Tiergarten und erklärt unter anderem, welche Rolle naturbasierte Lösungen wie Korallenriffe für Biodiversität und Klima spielen. Der Vortrag startet um 19.30 Uhr im Naturkundehaus des Tiergartens und ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Prof. Dr. Kießling erforscht als Paläontologe die Umweltbedingungen vergangener Erdzeitalter. Dabei beschäftigt er sich unter anderem mit geologisch kurzzeitigen Erwärmungsphasen und untersucht, wie sich der Klimawandel auf Tier­ und Pflanzenarten und ihre Verteilung auswirkt. Dieses Wissen hat er auch in den Weltklimabericht 2022 eingebracht, für den er als einer der Hauptautoren berufen wurde.

Klimawandel sorgt für Artensterben

Ein Fazit des letzten Berichts ist, dass diese Dekade entscheidend sein wird für die Chancen, den Planeten lebenswert zu erhalten. Die Expertinnen und Experten betonen ein weiteres Mal, dass der Klimawandel die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen bedroht. Und ihre Zahlen zeigen zum ersten Mal, dass Arten durch den Klimawandel aussterben: "Bei einer Erwärmung von beispielsweise drei Grad haben wir in Biodiversitäts-Hotspots eine zehn Mal höhere Aussterbewahrscheinlichkeit von Arten als bei einer Erwärmung von 1,5 Grad", sagt Prof. Dr. Kießling. "Durch das Artensterben sind auch ganze Ökosysteme bedroht, die wiederum als Lebensgrundlage für Millionen von Menschen dienen. Das macht die Situation so dramatisch."

"Der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität gehören zu den großen globalen Krisen unserer Zeit. Sie verstärken sich gegenseitig und betreffen jeden von uns. Wir freuen uns, dass wir mit Prof. Dr. Wolfgang Kießling einen so herausragenden und international renommierten Experten auf diesem Gebiet für unsere Vortragsreihe gewinnen konnten", sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens.

Gesunde Ökosysteme als naturbasierte Lösung

Der Mensch ist nicht nur für den Klimawandel und den Biodiversitätsverlust verantwortlich, er ist auch Teil der Lösung: Künftig werden Ökosysteme immer öfter durch menschliche Eingriffe stabilisiert werden müssen. Hierbei können naturbasierte Lösungen helfen, zum Beispiel der Schutz von Küsten durch Korallenriffe und Feuchtgebiete. Gesunde Ökosysteme können den Klimawandel mindern und Klimaschäden minimieren. Prof. Dr. Kießling zeigt in seinem Vortrag die Möglichkeiten und Grenzen naturbasierter Lösungen auf und geht auf noch bestehende Wissens­ und Handlungslücken ein.

Prof. Dr. Wolfgang Kießling ist in Coburg geboren und studierte Geologie/ Paläontologie an der FAU Erlangen­Nürnberg. 1995 promovierte er dort in Paläontologie. Anschließend folgten Stationen am Museum für Naturkunde in Berlin und an der University of Chicago, bevor er 2005 an der Freien Universität Berlin habilitierte und zum Professor für Evolutionäre Paläoökologie an der Humboldt­Universität ernannt wurde. Seit 2012 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt an der FAU.

Vortragsreihe zu Artenschutz, Forschung, Bildung und Tierhaltung

Der Tiergarten bietet mit der Vortragsreihe im Naturkundehaus einen Lernort, der die Vielfalt der Natur erlebbar macht. Ein bis zweimal im Monat teilen Expertinnen und Experten ihr Wissen über Tierarten, erklären Zusammenhänge im Arten­ und Klimaschutz und geben Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte oder die tägliche Arbeit im Tiergarten. Am Ende nehmen sich die Referierenden Zeit für Fragen und Diskussionen. Das komplette Vortragsprogramm ist hier auf der Website des Tiergartens abrufbar.