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Tiergarten wildert Ziesel in Tschechien aus

Neue Heimat für vier Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) aus dem Tiergarten Nürnberg: Sie wurden im Juli gemeinsam mit vielen weiteren Zieseln aus europäischen Zoos in Tschechien ausgewildert. Ursprünglich war die Nagetierart in weiten Teilen Europas verbreitet – auch in Deutschland. Inzwischen kommen Ziesel nur noch in kleinen Gebieten Mittel- und Osteuropas vor. Die Weltnaturschutzunion stuft die Art als "stark gefährdet" ein.

Die vier Ziesel aus Nürnberg, zwei Männchen und zwei Weibchen, sind im Tiergarten geboren und aufgewachsen. Kurze Zeit vor der Auswilderung kamen sie in ein Zwischenquartier im Tiergarten. Später ging es dann in einer Transportbox weiter nach Tschechien. Vor Ort wurden die Ziesel in Auswilderungsgehege gesetzt, in denen sie Unterschlupfmöglichkeiten und Futter fanden. Hier konnten sie sich dann in den folgenden Tagen herausgraben. Der Vorteil dieser Gehege: Die Tiere haben zunächst einen sicheren Unterschlupf und werden davon abgehalten, direkt nach der Auswilderung unvorsichtig davonzurennen und möglicherweise gleich gefressen zu werden.

Projekt mit vielen Partnern

Insgesamt wurden bei der Aktion im Juli rund 70 Ziesel ausgewildert. Die weiteren Tiere kamen aus dem Opel-Zoo Kronberg im Taunus, dem südböhmischen Zoo Hluboká und einer tschechischen Wildtierauffang- und Zieselzuchtstation. Die Auswilderungsaktion, die nun schon das sechste Jahr in Folge stattfand, wurde vom Museum Karlovy Vary und der Agentura ochrany přírody a krajiny ČR (Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik) initiiert.

Das Auswilderungsgebiet "Odolický vrch" liegt etwa 80 Kilometer nordöstlich von Prag und bedeutet "Sanfte Hügel". Die Tiere sollen dort ein neues Vorkommen gründen und sich mit den umliegenden Populationen vernetzen und untereinander genetisch austauschen. In der Gegend haben die Projektpartner bereits mehrere Male Ziesel ausgewildert.

"Da die Tiere aus verschiedenen Zoos kommen bringen sie eine recht große genetische Vielfalt mit, die für die Anpassungsfähigkeit an die Lebensraumbedingungen und mögliche klimatische Änderungen entscheidend sein kann", sagt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens.

Seit vielen Jahren an Ziesel-Auswilderung beteiligt

Seit 2014 hat der Tiergarten insgesamt rund 130 Ziesel ausgewildert. "Projekte wie diese müssen langfristig angelegt werden – besonders bei Arten wie den Zieseln, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, und die von Natur aus regelmäßig gefressen werden. Auswilderungen haben auch das Ziel, genau diese natürlichen Prozesse wiederherzustellen", sagt Beckmann. "Mit der Zucht und Auswilderung der Ziesel können wir dazu beitragen, den Bestand der Tiere in Tschechien zu stützen. Aktionen wie diese sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Naturschutz gelingen kann."Unter Umständen ist so zukünftig auch eine Einwanderung von Zieseln nach Deutschland möglich. Dort kam die Tierart noch bis in die 1980er Jahre im Erzgebirge vor.

Ziesel sind kleine, etwa 200 bis 400 Gramm schwere Nagetiere, die sonnige und niedrig bewachsene Lebensräume wie Trockenrasen bevorzugen. Dazu gehören auch menschengemachte Lebensräume wie Flugfelder oder Golfplätze. Diese wurden bereits von Nürnberger Zieseln in Tschechien besiedelt.

Mehrere Zieselkolonien im Tiergarten

Im Tiergarten sind die Europäischen Ziesel unter anderem im Mediterraneum zu sehen. Daneben gibt es noch weitere Kolonien, die im östlichen Teil des Tiergartens rund um den Kinderzoo und bei der Anlage der Visayas-Pustelschweine leben. Durch diese verschiedenen Kolonien kann der Tiergarten mehr Tiere halten und Nachzuchten für die Wiederansiedelung zur Verfügung stellen.

In mehreren Auswilderungsprojekten engagiert

Neben den Zieseln beteiligt sich der Tiergarten auch mit anderen Arten regelmäßig an Auswilderungsaktionen. In den letzten Jahren hat er beispielsweise Alpensteinböcke in Österreich, Sumpfschildkröten in Hessen und Waldrappe in Spanien ausgewildert. Außerdem ist er am Auswilderungsprojekt für Bartgeier in Berchtesgaden beteiligt.