Meilenstein bei der Rehabilitation eines Franciscana-Delfins – Unterstützung durch Tiergarten
Er zählt zu den kleinsten und am stärksten gefährdeten Delfinarten der Welt: der Franciscana-Delfin, auch La-Plata-Delfin genannt. Bei einem in...
Naturschutz, Forschung und Bildungsarbeit in Kriegszeiten: Das Ukrainian Bat Rehabilitation Center in Nürnbergs Partnerstadt Charkiw hat sich dem Schutz von Fledermäusen verschrieben und führt seine Arbeit trotz des anhaltenden Krieges mutig fort.
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg arbeitet bereits seit Anfang des Jahres im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes mit dem Naturschutzzentrum zusammen. Nun wird er die Einrichtung mit einer regelmäßigen Zahlung von insgesamt 10.000 Euro verteilt über fünf Jahre hinweg unterstützen. Zum Auftakt der Kooperation haben der Tiergarten und das Amt für Internationale Beziehungen das Schutzprojekt mit 1.500 Euro unterstützt.
Bei dem großangelegten, internationalen Projekt geht es um die Frage, wie Fledermäuse bestimmte Pflanzen nutzen, um sich selbst zu heilen. Das Projekt wird vom renommierten Human Frontiers Science Program mit 1,2 Millionen Euro gefördert.
Dieses hat mit Mitteln der Europäischen Kommission zusätzlich eine Scientists for Scientists-Initiative („Wissenschaftler für Wissenschaftler“) ins Leben gerufen, über die der Tiergarten nun ukrainische Studentinnen und Wissenschaftlerinnen in das Projekt integrieren konnte.
„Wir haben dafür unser internationales Netzwerk genutzt und zunächst einen Aufruf gestartet. Schnell haben wir ausgezeichnete Studentinnen in unserer Partnerstadt Charkiw gefunden, denen jetzt Stipendien gezahlt werden und die uns bei der Forschungsarbeit in Deutschland, Panama und in den USA unterstützen können“, sagt Dr. Ralph Simon, Forschungskurator im Tiergarten und Projektverantwortlicher.
Bereits im Juni waren die vier Wissenschaftlerinnen aus der Ukraine Dr. Kseniia Kravchenko, Maryna Yerofeieva, Alona Shulenko und Valeriia Bohodist für drei Wochen zu Besuch im Tiergarten. Während dieser Zeit konnten sie sich mit dem Forschungsprojekt vertraut machen und sich auf den Aufenthalt in Panama vorbereiten, der im Herbst dieses Jahres ansteht.
„Es ist unglaublich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus so vielen Disziplinen an diesem Projekt beteiligt sind. So können wir uns zu den unterschiedlichsten Bereichen austauschen – von der Fledermausphysiologie über das Verhalten, die Behandlung und den Schutz, bis hin zu Feldstudien und Populationsökologie. Ich freue mich darauf, Zeit mit all diesen großartigen Kolleginnen und Kollegen zu verbringen und von ihnen zu lernen“, sagt Tiermedizin-Doktorandin Valeriia Bohodist.
„Dass das Ukrainian Bat Rehabilitation Center seine Arbeit in Kriegszeiten so mutig und engagiert fortführt, ist beeindruckend. Mit einer regelmäßigen Zahlung von 2.000 Euro jährlich über fünf Jahre hinweg möchten wir diese wichtige Naturschutzarbeit in diesem herausfordernden Umfeld würdigen und unterstützen“, sagt Dr. Dag Encke, Leitender Direktor des Tiergartens.
Mit der Zahlung der ersten 1.500 Euro helfen der Tiergarten und das Amt für Internationale Beziehungen kriegsbedingte Erschwernisse zu kompensieren.
Daniel Nevaril, zuständig für die Städtepartnerschaft mit Charkiw, sagt: „Seit 1990 verbindet die Städte Charkiw und Nürnberg eine Städtepartnerschaft. Dabei geht es um kulturellen Austausch, menschliche und politische Begegnungen, soziale Projekte und vieles mehr. Mit dem Krieg in der Ukraine, der katastrophale Auswirkungen auf Menschen und Infrastruktur in Charkiw hat, hat unsere Partnerschaft nochmal eine ganz andere Dimension bekommen. Gerade in diesen Zeiten brauchen unsere ukrainischen Freundinnen und Freunde unsere Unterstützung mehr denn je – dies gilt für alle Bereiche, auch die Wissenschaft.“
Das Ukrainian Bat Rehabilitation Center in Charkiw ist ein Fledermaus-Rehabilitationszentrum und die größte Schutz- und Forschungseinrichtung für Fledermäuse in Osteuropa. Die öffentliche Initiative bringt Freiwillige, professionelle Biologen und Tierärzte aus der ganzen Ukraine zusammen. Ihr Ziel ist es, verunglückten Fledermäusen, die sich in einem kritischen Zustand befinden, systematisch zu helfen, sie zu behandeln, zu rehabilitieren und wieder in die Natur zu entlassen. Daneben sind auch Naturschutz-, Umweltbildungs- und Forschungsarbeit zentrale Säulen der Initiative.
Die Stadt Charkiw ist seit jeher ein beliebter Überwinterungsort für viele Fledermausarten. Auf der Suche nach passenden Winterquartieren verunglücken Fledermäuse oft in Gebäuden, das passiert auch hierzulande regelmäßig, vor allem im Herbst. In Charkiw entstehen gerade jetzt zu Kriegszeiten mit den vielen bombardierten Gebäuden immer mehr Fallen für die Fledermäuse, sodass die Arbeit der Fledermausretter immer wichtiger wird.
Weitere Informationen zum aktuellen Forschungsprojekt über das Heilwissen von Fledermäusen, an dem auch die ukrainischen Wissenschaftlerinnen beteiligt sind, gibt es hier.