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Neuer Nashornbulle im Tiergarten

Im Tiergarten Nürnberg ist ein neues Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) eingezogen. Der Bulle Gainda ist Mitte September aus dem niederländischen Zoo Eindhoven nach Nürnberg gekommen.

Hier soll er perspektivisch mit dem Nürnberger Panzernashornweibchen Sofie für Nachwuchs sorgen. Die 18-jährige Sofie ist im Zoo Rotterdam geboren und kam nach Zwischenstationen im Wipsnade Zoo und im West Midlands Safari Park (beide Großbritannien) 2015 nach Nürnberg. Hier brachte sie 2017 ein Jungtier zur Welt, das mittlerweile im Zoo Berlin lebt. Ein zweites Jungtier kam 2020 tot zur Welt. Gainda ist acht Jahre alt und wurde im französischen Beauval geboren.

Ein spezialisiertes Unternehmen hat ihn in einer eigens für den Transport von Nashörnern und anderen großen Huftieren konstruierten Kiste – Gainda wiegt gut zwei Tonnen – nach Nürnberg gebracht. Hier angekommen, hat ein Kran die Kiste direkt an das Tor zum Dickhäuterhaus gehoben.

Damit die Ankunft von Gainda in Nürnberg gelingt, haben die Tiergartenmitarbeiterinnen und –mitarbeiter aus Tierpflege, Technik, dem Futterhof, der Tiermedizin und Kuratorin Diana Koch eng zusammengearbeitet.

Zwei Tierpflegerinnen vom Zoo Eindhoven haben ihn auf dem Transport begleitet und blieben zwei Tage bei ihm in Nürnberg. Dank der Anwesenheit der beiden Vertrauenspersonen hat Gainda bereits kurz nach seiner Ankunft das Dickhäuterhaus erkundet und eine erste Portion Gras und Gemüse gefressen.

„Hier ist alles neu für Gainda – eine neue Umgebung mit vielen neuen Gerüchen“, sagt Anne-Bob van den Braak, die in Eindhoven sechs Jahre lang mit ihm gearbeitet hat. „Dass meine Kollegin und ich hier sind und mit vertrauten Stimmen mit ihm sprechen, ist beruhigend für ihn und erleichtert das Ankommen.“

Für die Eingewöhnung hatte Gainda das komplette Dickhäuterhaus einen Tag lang für sich. Nun nutzen Sofie und er getrennt voneinander die unterschiedlichen Gehege im Dickhäuterhaus. Auch die Visayas-Pustelschweine (Sus cebifrons) sind wieder im Dickhäuterhaus zu finden.

In der Natur gibt es nur noch wenige Tausend Tiere der Art


Panzernashörner leben üblicherweise als Einzelgänger, nur die Kälber bleiben zirka eineinhalb Jahre mit ihrer Mutter zusammen. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art als bedroht ein. In der Natur kommt sie nur noch in Nationalparks im Vorgebirge des Himalayas in Nordindien und Südnepal vor – hier wird der Bestand auf zirka 3.600 Tiere geschätzt. In Bangladesch und im Königreich Bhutan sind sie bereits ausgestorben. Ob es in Pakistan noch Exemplare gibt, lässt sich derzeit nicht sicher sagen.

Kriegerische Auseinandersetzungen, illegale, nicht nachhaltige Jagd, Beweidung, menschliche Infrastruktur und invasive Pflanzenarten sind einige der Bedrohungen, denen die Tiere in der Natur ausgesetzt sind.

Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP (EAZA ex-Situ Programme) halten Zoos des Europäischen Zooverbandes EAZA derzeit 74 Tiere der Art – 68 in europäischen Zoos, sechs Tiere sind auf zwei Institutionen in Asien verteilt.

„Wir freuen uns sehr, dass die Koordinatorin des EEP in Basel uns mit Gainda wieder einen Nashornbullen zugeteilt hat“, sagt die Kuratorin des Nürnberger Tiergartens, Diana Koch. „Wenn Sofie und er gut harmonieren, können wir idealerweise mit Nachwuchs zum Erhalt dieser bedrohten Art beitragen.“

Angesichts anhaltenden Artensterbens und der nachhaltigen Bedrohung zahlreicher Lebensräume durch menschliche Aktivitäten gewinnen sogenannte Reservepopulationen in Zoos rapide an Bedeutung. Wissenschaftlich geführte Zoos wie der Tiergarten Nürnberg halten und züchten im internationalen Verbund eine zunehmende Anzahl bedrohter Arten.

Das Ziel besteht darin, gesunde und genetisch vielfältige Bestände in menschlicher Obhut zu bewahren, während die Bestände in der Natur wegen unterschiedlicher Bedrohungen Gefahr laufen, immer weiter zu schrumpfen oder gar ganz zu verschwinden. Besucherinnen und Besucher haben zudem die Chance, durch die Begegnung mit den Tieren etwas über ihre Biologie und ihren natürlichen Lebensraum zu erfahren – Zoos haben den gesetzlichen Auftrag, dieses Wissen zu vermitteln.