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Änderungen im Tierbestand

Junge Uralkäuze im Tiergarten

Im Tiergarten der Stadt Nürnberg sind am 1. April 2018 wieder zwei Uralkäuze geschlüpft. Derzeit ähneln die flauschigen Federknäuel ihren glattgefiederten Eltern noch wenig. Da Uralkäuze keine äußerlichen Geschlechtsmerkmale haben und der Gewichtsunterschied nicht zuverlässig das Geschlecht erkennen lässt, muss das Geschlecht der Jungtiere noch bestimmt werden. Dafür zupften die Tierärzte im Tiergarten Nürnberg den beiden Jungvögeln am 9. Mai 2018 einige Federn und lassen mit deren DNA im Labor das Geschlecht feststellen.

Das Elternpaar stammt aus dem Tierpark Berlin und dem Zoo Prag. Der Opa väterlicherseits hat 1991 im Tiergarten Nürnberg das Licht der Welt erblickt. Die weltweit erste Nachzucht des Ural- oder Habichtskauzes in menschlicher Obhut überhaupt gelang 1965 im Tiergarten Nürnberg. Mit 34 erfolgreich aufgezogenen Jungvögeln seit 2003 gilt das derzeitige Elternpaar im Tiergarten als Rekordhalter seiner Art. Fünf dieser Jungvögel wurden bislang an ein Zuchtnetzwerk abgegeben und 27 weitere Jungvögel wurden zur Wiederansiedelung der in Tschechien, Deutschland und Österreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerotteten Eulenart in die Natur entlassen. Auch die beiden diesjährigen Jungvögel wird der Tiergarten zur Bestandsstützung nach Österreich abgeben.

Die Wiederansiedlungen erfolgten bislang im Nationalpark Bayerischer Wald (seit 1975) und dem tschechischen Nationalpark Šumava (seit 1995), sowie im Biosphärenreservat Wienerwald und dem Wildnisgebiet Dürrenstein (beide seit 2001). Im vergangenen Jahr kam dieses internationale Habichtskauz-Wiederansiedelungsprojekt, das anstrebt, wieder eine sich selbsterhaltende Population im nordöstlichen Alpenraum zu etablieren, seinem Ziel ein gutes Stück näher. Nach dem besonders produktiven Freilandjahr 2017 erweist sich jedoch das aktuelle Jahr als schwierig. Derzeit gibt es für Eulen im Wald nur wenige Beutetiere. Dementsprechend karg fällt die Brutsaison im Freiland aus: nur drei Brutpaare sind bekannt und der Ausgang des Brutgeschehens ist noch unklar. Allerdings hoffen die Forscher aufgrund der umfangreichen Baumblüte im Frühjahr 2018, dass es im Herbst reichlich Samen geben wird, so dass sich über den Winter ein neuer Höchststand an Kleinsäugern entwickeln kann. Daraufhin könnten im kommenden Jahr die Freilandbruten im Habichtskauz-Wiederansiedelungsprojekt wieder ansteigen.

Bis die Freilandpopulation auf 60 Brutpaare angewachsen ist, sollen alljährlich weitere Jungeulen freilassen werden. Wie wichtig eine langjährige Arbeit mit Unterstützung von der EU über Bund und Länder und weitere Träger ist, kommentiert der Projektkoordinator Dr. Richard Zink so: „Dass sich das Wiederansiedelungsprojekt mittlerweile zu einem „Best Practise“ Beispiel gelebten Artenschutzes entwickelt hat und heute in Mitteleuropa großes Ansehen genießt, ist nicht zuletzt auch der konsequenten Unterstützung durch den Tiergarten Nürnberg zu verdanken!“

Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat das Projekt der Wiederansiedelung mit 45.000 Euro für das Monitoring durch das Forschungsinstitut für Wildttierkunde in Wien und mit 15.000 Euro für die genetische Grundlagenforschung an der TU München direkt unterstützt. Hinzu kommen die bislang abgegebenen 32 Jungvögel, die kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, und deren Wert mit einem Aufwand für Volierenbau, tiermedizinische und pflegerische Betreuung sowie für Futterkosten mit 13.000 Euro pro Abgabe von zwei Jungvögeln pro Jahr, also mit weiteren 208.000 Euro seit 2003, kalkuliert werden kann.

 

Tiere von A-Z: Ural- oder Habichtskauz