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Änderungen im Tierbestand

Tiergarten nimmt Delfinweibchen aus Duisburg auf

Der Tiergarten hat einen Großen Tümmler (Tursiops truncatus) aus Duisburg aufgenommen. Delfinweibchen Dörte kam am Freitag, 28. April 2023, im Tiergarten an. Sie trifft in Nürnberg ihre Schwester Dolly und ihre Halbschwester Donna wieder, die ebenfalls in Duisburg geboren wurden. Aktuell gewöhnt sie sich an die neue Umgebung und wird Schritt für Schritt in ihre Gruppe integriert. Bei den Delfinpräsentationen in der Lagune ist Dörte noch nicht zu sehen.

Die Delfine können derzeit alle Becken in der Lagune sowie im Innenbereich nutzen, daher sind sie im Außenbereich in unterschiedlichen Konstellationen zu sehen.

Viele Wochen Vorbereitung

Die elfjährige Dörte ist in Duisburg geboren und kam auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programme) nach Nürnberg. Der Transport wurde über viele Wochen vorbereitet, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Alles verlief planmäßig. Dörte verließ Duisburg am Freitagmorgen in einem speziell ausgerüsteten Transporter und kam gegen Mittag in Nürnberg an.

"Bereits kurz nach der Ankunft nahm Dörte zum ersten Mal Futter zu sich und schwamm gemeinsam mit ihrer Schwester Dolly einige Runden durchs Becken", sagt Revierleiter und Delfinpfleger Armin Fritz. "In den darauffolgenden Tagen hat sie mit den weiteren Delfinen Kontakt aufgenommen, darunter auch mit Sunny und Nami. Demnächst wird sie auch auf die Kalifornischen Seelöwen treffen."

Enge tiermedizinische Begleitung

Begleitet haben den Transport zwei langjährige Vertraute und erfahrene Tierpfleger sowie Zootierärztin Dr. Kerstin Ternes aus Duisburg. Der Nürnberger Delfinpfleger und Revierleiter Armin Fritz war bereits einige Tage vorher nach Duisburg gekommen, um Dörte kennenzulernen. Umgekehrt blieb eine Pflegerin aus Duisburg auch noch einige Tage in Nürnberg, um die Eingewöhnung von Dörte zu begleiten.

Eine wichtige Rolle beim Transport spielte die tiermedizinische Begleitung. Mit dem sogenannten Dolphin WET (Dolphin Welfare Evaluation Tool) hat der Tiergarten vor einigen Jahren gemeinsam mit vielen anderen Einrichtungen ein Instrument entwickelt, um das Wohlbefinden der Delfine regelmäßig, objektiv und wissenschaftlich fundiert messen zu können.

"Das Dolphin WET spielte auch beim aktuellen Delfintransport eine wichtige Rolle. Dörte wurde vor und während des Transports genau beobachtet. Auf dem gesamten Weg haben die Kolleginnen auch ihre Atemfrequenz und ihr Verhalten überwacht", sagt die Nürnberger Tierärztin Dr. Katrin Baumgartner. "Wir werden Dörte in den nächsten Tagen und Wochen natürlich weiter genau beobachten und regelmäßig ihren Gesundheitszustand überprüfen – so wie wir es auch bei unseren anderen Delfinen machen."

Da sich Dörte bereits gut in Nürnberg eingelebt hat und ihre vertraute Tierpflegerin aus Duisburg dabei war, konnte bereits nach sechs Tagen eine Blutprobe über medizinisches Training genommen werden. Das tiermedizinische Training beruht auf dem Prinzip der positiven Verstärkung, wobei erwünschtes Verhalten belohnt wird. Mit Hilfe dieser Methode und durch das Vertrauen der Tiere zu den Pflegerinnen und Pflegern ist es möglich, solche Untersuchungen auf freiwilliger Basis durchzuführen.

Wissenschaftliche Forschung zum Kommunikationsverhalten

Um mehr über das Kommunikationsverhalten von Delfinen zu lernen, wird die Integration von Dörte in ihre neue Gruppe wissenschaftlich begleitet. Dabei geht es darum, ob sich die Signaturpfiffe (ID-Pfiffe) von Delfinen bei der Migration in eine neue Gruppe verändern. Der Signaturpfiff ist eine Vokalisation, die für jeden Delfin einzigartig ist, ähnlich wie ein Fingerabdruck. "Delfine entwickeln diesen Pfiff früh im Leben und man geht davon aus, dass er ein Leben lang erhalten bleibt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sich dieser Pfiff in Abhängigkeit vom Gemütszustand des Tieres minimal verändert", sagt Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator für Forschung und Artenschutz im Tiergarten. "Da zu erwarten ist, dass eine neue Umgebung und ein Transport diesen Gemütszustand beeinflussen können, sind wir neugierig, inwiefern sich dies in Änderungen des Pfeiftons widerspiegelt."

Eine Biologiestudentin der Universität Bayreuth sammelte dazu bereits Tage vor dem Transport entsprechende Tonaufnahmen und Verhaltensdaten in Duisburg und führt die Datenerhebung in Nürnberg fort, um mögliche Änderungen des Signaturpfiffes zu dokumentieren. Es sind Forschungen zum Kommunikationsverhalten, die in der Wildbahn nahezu unmöglich sind und das Wissen über Delfine erweitern.

Beitrag zu Forschung und Artenschutz

Delfine in wissenschaftlich geführten Zoos wie Nürnberg und Duisburg sind wichtig für die Forschung und ein Modell für integrierten Artenschutz. Viele Artenschutzmaßnahmen können nur dadurch sinnvoll und nachhaltig umgesetzt werden, weil wichtige Erkenntnisse in Zoos gewonnen und wissenschaftlich aufgearbeitet wurden. Der Bestand von fast der Hälfte aller Wal- und Delfinarten weltweit ist gefährdet, von den Arten mit einer küstennahen Verbreitung sind es weitaus mehr. "Schutzmaßnahmen im natürlichen Habitat reichen nicht mehr aus, um Arten zu erhalten. Die Haltung von Delfinen in wissenschaftlich geführten Zoos hat gezeigt, dass diese Orte Sicherheit bieten und einen wichtigen Beitrag zum Arterhalt leisten", so Dr. von Fersen.

Die Haltung und Zucht der Großen Tümmler wird im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm EEP unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten koordiniert. Ziel des EEPs ist es, langfristig eine stabile Population außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets der Tierart aufzubauen. Das EEP für Große Tümmler ist seit 2003 vollständig selbsterhaltend und basiert seither nur noch auf eigenen Nachzuchten. Von den fast 260 Tieren im EEP sind derzeit mehr als 80 Prozent in Zoos geboren – Tendenz weiter steigend.

Über Dörte

Dörte wurde am 27. August 2011 im Zoo Duisburg geboren. Auch ihre Mutter Delphi kam in Duisburg zur Welt. Ihre Schwester Dolly und ihre Halbschwester Donna sind beide 2007 geboren und kamen im Mai 2014 in den Tiergarten.