Meilenstein bei der Rehabilitation eines Franciscana-Delfins – Unterstützung durch Tiergarten
Er zählt zu den kleinsten und am stärksten gefährdeten Delfinarten der Welt: der Franciscana-Delfin, auch La-Plata-Delfin genannt. Bei einem in...
Heute morgen, Freitag, 11. Januar 2008, um 8 Uhr gaben Tiergartendirektor Dr. Dag Encke, Tierarzt Dr. Bernhard Neurohr und die Pfleger Petra Fritz, Horst Maußner und Harald Hager vor den am Haupteingang versammelten Medienvertretern folgende Statements zum aktuellen Sachstand der Handaufzucht des weiblichen Eisbärjungtiers ab:
Tierarzt Dr. Bernhard Neurohr: „Die Nacht verlief sehr gut. Es hat getrunken und geschlafen.“ Heute morgen wurde ein Grashalm im Kot gefunden, der noch aus der Zeit in der Wurfhöhle stammt. „Das zeigt, dass die Verdauung etwas langsamer funktioniert als gedacht“, so Neurohr. „Das Eisbär-Baby kotet und uriniert aber ganz normal, die Temperatur ist normal, das Gewicht beträgt jetzt gute 2 000 Gramm.“ Neurohr wies darauf hin, dass das Gewicht variieren kann: „Je nachdem, ob es vor oder nach dem Pinkeln oder Koten gewogen wird.“ Die Größe des Eisbärchens beträgt 35 Zentimeter. Weiterhin könnten immer noch Probleme wegen der Umstellung auf Ersatzmilch auftreten, so der Veterinär, außerdem bestehe nach wie vor die Bedrohung für das Jungtier durch Infektionskrankheiten. „Gut für das Immunsystem ist, dass das Junge vier Wochen lang Muttermilch bekam. Ich bin vorsichtig optimistisch“, fasst Neurohr zusammen.
Das Eisbär-Baby wird akustisch per Babyphon dauerüberwacht und liegt nach wie vor unter einer Rotlichtlampe. Es reagiert auf akustische Signale, die Augen sind noch geschlossen. Da die meisten Erstgeburten bei Eisbären Einzelkinder sind, vermisst das Eisbär-Baby derzeit noch keinen Spielkameraden. Generell sind Eisbären wenig soziale Tiere. Männchen und Weibchen kommen nur zum Decken zusammen. Die sozialen Kontakte untereinander beschränken sich weitgehend auf das Zusammensein von Jungtieren mit der Mutter.
Die beiden erwachsenen Eisbärinnen Vera (Mutter des Jungtiers) und Vilma sind immer noch unruhig wegen des großen Rummels. Daher bleiben sie noch voneinander getrennt. Vera sucht inzwischen seltener nach ihrem Jungen.
Pflegerin Petra Fritz (hatte Nachtschicht): „Es hat heute Nacht gut getrunken, jeweils 80 Milliliter um 22 Uhr, um 1 Uhr und um 5 Uhr“, teilt die Pflegerin mit, die den Umgang mit dem Eisbär-Baby genießt: „Das ist wirklich etwas Besonderes.“ Froh ist Fritz darüber, dass es bis jetzt keine Probleme gab. Für die Pflegerin ist das Junge vergleichbar mit einem Kleinkind, weil es unbeholfen ist und: „Nach dem Trinken schläft es auf dem Arm ein. Aber wir vermenschlichen es nicht. Es ist ein Tier und kein Mensch.“
Pfleger Horst Maußner: „Wir hätten uns gefreut, wenn die Mutter das Jungtier aufgezogen hätte. Aber natürlich sind wir stolz darauf, jetzt einspringen zu können.“ Zwischen den Pflegern und ihrem Schützling hat sich bereits ein inniges Verhältnis entwickelt: „Das Eisbärmädchen braucht die Hilfe der Pflegerinnen und Pfleger. Ich lerne jeden Tag etwas dazu“, sagt der Pfleger. „Sie schreit laut, deutlich und kräftig, wenn sie Hunger hat. Ihr Zustand ist sehr gut und sie entwickelt sich sehr gut.“
Pfleger Harald Hager: Hager hat bereits Erfahrung mit der Handaufzucht bei Braunbären und Kragenbären. Seine aktuellen Eindrücke mit dem Jungtier fasst er so zusammen: „Es braucht viel Körperkontakt, daher kraulen und bürsten wir es. Das Fell fühlt sich kurz und stumpf an wie bei einem Teddy." Die Arbeitsbelastung sei allerdings groß: „Ich habe noch nicht einmal Zeit gehabt, Fotos zu machen.“ In Sachen Kosenamen hat jeder Pfleger seinen eigenen Namen, wie Prinzessin oder Flocke (weil das Jungtier schneeweiß ist).
Tiergartendirektor Dr. Dag Encke: „Die Suche nach einem altersmäßig passenden anderen Bären für die gemeinsame Aufzucht ist schwierig“, so Encke. „In Westeuropa ist derzeit keine weitere Handaufzucht bekannt. Außerdem fragt sich, welcher Tiergarten seinen jungen Bären schon hergeben würde?“ Die Erfolgsaussichten für die Suche nach einem Artgenossen bewertet Encke skeptisch: „Das wäre wie ein Sechser im Lotto."