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Eisbär-Baby: Optimale Gewichtszunahme

Bei dem Pressetermin am heutigen Samstagmorgen, 12. Januar 2008, erklärten Tiergartendirektor Dr. Dag Encke, Tierarzt Dr. Bernhard Neurohr und Tierpfleger Harald Hager:

 

Pfleger Harald Hager:

„Es war eine ruhige Nacht“, so Harald Hager. Das Eisbärchen entwickelt seinen Appetit weiter: „Um 2.30 Uhr hat es 100 Milliliter getrunken, um 7.15 Uhr 110 Milliliter.“ Heute morgen wog es 2 270 Gramm. Hager wird heute ein Maßband und eine Wanne besorgen, in die es zum Wiegen gelegt wird. „Spielzeug braucht es noch nicht. Es hat zwei Plüschtiere für den Körperkontakt, der sehr wichtig ist. Die Muttertiere haben das Junge immer nah am Körper liegen. Vor und nach der Fütterung massieren wir der Kleinen den Bauch“, erklärt der Pfleger. „Das ist wichtig für die Urin und Kotabgabe und fördert die Durchblutung.“ Einen Bewegungsdrang hat das Jungtier noch nicht. Wann es die Augen aufmachen wird, ist noch nicht abzusehen. Mutter Vera hat sich weiter beruhigt. „Wir beobachten weiter, wann die beiden Bärinnen wieder zusammen gebracht werden können“, berichtet Hager.

 

Tierarzt Dr. Bernhard Neurohr:

„Die letzte Nacht verlief ganz entspannt.“ Erneut wurde eine aus der Wurfbox stammende Faser im Kot gefunden, was zeigt, dass die Verdauung immer noch etwas langsam ist. „Aber die Kotabgabe ist ganz normal“, so Neurohr. „Das Eisbärmädchen macht heute einen noch besseren Eindruck als gestern. Die Gewichtszunahme ist optimal.“

 

Temperatur und Gewicht des Eisbär-Babys werden morgens und abends kontrolliert. Neurohr hat Erfahrung in der medizinischen Behandlung von Eisbären. Medikamente zur Behandlung möglicher Infektionen liegen bereit. Zu den Überlebenschancen kleiner Eisbären sagt der Veterinär: „In freier Wildbahn überleben maximal 50 Prozent, bei Handaufzuchten ist die Quote in etwa gleich. Durch die Aufnahme der Muttermilch in den ersten vier Wochen hat unser Junges einen Vorteil. Wir sehen die Situation etwas entspannter, aber bleiben aufmerksam.“ Das Junge wurde inzwischen in einen anderen Raum gebracht, in dem es vorerst bleiben kann.

 

Tiergartendirektor Dr. Dag Encke:

Dr. Encke wirbt um Verständnis für die zurückhaltende Euphorie der Fachleute im Tiergarten: „Ich bitte unsere Skepsis zu verstehen. Es ist nicht selbstverständlich, dass es dem Jungen so gut geht. Eine Handaufzucht ist immer problematisch.“ Der Leiter des Tiergarten Nürnbergs möchte die große öffentliche Aufmerksamkeit gerne nutzen, um über die Situation der Eisbären in der freien Wildbahn zu informieren. „Es gibt eine direkte Auswirkung des Klimawandels auf diese Population. Unser kleiner Eisbär könnte ein Kommunikator zur Vermittlung dieser Problematik sein.“

Die Suche nach einem passendem Eisbären für die gemeinsame Aufzucht ist bislang noch nicht erfolgreich. „Eine gemeinsame Aufzucht ist unbedingt von Vorteil“, so Encke, „weil wir sonst Probleme bei der Sozialisierung und Vergesellschaftung bekommen. Wenn das Kleine die Signale der Bären nicht kennen lernt, kann es sich bei späterer Zusammenführung mit anderen Eisbären nicht richtig verhalten. Das kann sehr gefährlich werden.“ Auch das künftige Verhalten als Mutter kann von Problemen überschattet sein: „Handaufgezogene Tiere ziehen eigenen Nachwuchs signifikant schlechter auf.“ Der Tiergarten Nürnberg will das Eisbärmädchen so früh wie möglich in der Nähe der anderen Eisbären unterbringen. „Wenn es groß genug ist, soll es Gerüche und Geräusche der Eisbären kennen lernen.“ Normalerweise blieben in den Zoos die Jungtiere möglichst zwei Jahre bei der Mutter. „Dann sind sie optimal sozialisiert.“ Eine Rückführung des Nürnberger Jungtiers zu Mutter Vera sei nicht mehr möglich. „Sie würde die Kleine nicht mehr als ihr eigenes Junges erkennen“, so Encke. boe/let/alf

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