Meilenstein bei der Rehabilitation eines Franciscana-Delfins – Unterstützung durch Tiergarten
Er zählt zu den kleinsten und am stärksten gefährdeten Delfinarten der Welt: der Franciscana-Delfin, auch La-Plata-Delfin genannt. Bei einem in...
Bei den vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) für den Frühsommer geplanten Auswilderungen junger Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden wird im ersten Projektjahr kein fränkischer Jungvogel dabei sein. Obwohl das erfahrene Brutpaar aus dem Tiergarten der Stadt Nürnberg Anfang Januar zwei Eier gelegt hatte, ist kein Jungvogel geschlüpft. „Ein Bartgeier-Ei ist während der Brut zerbrochen, das andere war zwar befruchtet, der Embryo ist aber vor dem Schlupf abgestorben. Das ist natürlich sehr schade für das Auswilderungsprojekt, doch das ist in der Natur und in der Vogelwelt kein völlig ungewöhnliches Ereignis“, erklärt Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor und Biologischer Leiter des Tiergartens Nürnberg.
Naturgemäß sind bei weitem nicht alle Bartgeierbruten von Erfolg beschieden. Auch bei wilden Bartgeiern kommt es gelegentlich zu Brutabbrüchen, unbefruchteten Eiern und verendenden Küken vor oder nach dem Schlupf. „Natürlich wäre uns zum Start unseres Projekts ein junger fränkischer Bartgeier am liebsten gewesen, doch dann kommt eben 2022 oder 2023 einer der Vögel aus Nürnberg und wir sind hoffungsvoll, dass wir für dieses Jahr andere Jungvögel aus dem Zuchtprogramm erhalten, um mit der Auswilderung des Bartgeiers in Deutschland wie geplant 2021 beginnen zu können“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
In diesem Zusammenhang betonen LBV und Tiergarten Nürnberg, dass ein Nachzuchtprogramm ein hochkomplexer Prozess ist, in dem natürlich immer auch die Natur mitspielen muss. „Wir wussten von vorneherein, dass dieses Auswilderungsprojekt kein Selbstläufer ist, aber wir sind für einen Marathon angetreten und nicht für einen Sprint. Für uns geht es jetzt trotzdem weiter und nun hoffen wir, dass wir weiterhin auch Vögel aus dem internationalen Erhaltungszuchtprogramm aus anderen Ländern zugewiesen bekommen“, sagt Norbert Schäffer.
Dass einer der jungen Bartgeier aus Nürnberg kommen könnte, ist nur eine Komponente des großangelegten LBV-Auswilderungsprojekts mit dem Nationalpark Berchtesgaden. Der Tiergarten Nürnberg wird auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Rückkehr des Greifvogels nach Deutschland spielen und im Frühsommer als Zwischenstation vor der Auswilderung für die anderen jungen Bartgeier dienen. „Wir hoffen natürlich, dass es nächstes Jahr auch mit einem Nürnberger Bartgeier für den Nationalpark Berchtesgaden klappt. Selbstverständlich würden wir uns sehr darüber freuen, einen Beitrag zur Rückkehr des Bartgeiers auch nach Deutschland leisten zu können“, unterstreicht Jörg Beckmann.
Bisher wurden die in Nürnberg geschlüpften Küken entweder für das Erhaltungszuchtprogramm dieser gefährdeten Art benötigt oder für andere Auswilderungsprojekte bis in den Mittelmeerraum abgegeben, wo sich schon mehrere fränkische Geier bestens eingelebt haben. Zuletzt wurde 2019 ein junger Bartgeier aus dem Nürnberger Tiergarten ausgewildert. Der Vogel ist seitdem auf Korsika zuhause.
Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation mit Sitz in Zürich geleitet. Die internationale Stiftung koordiniert die europaweiten Zuchtstationen und legt die Vergabe der Jungvögel auf die Auswilderungsorte seit 2013 fest. Wenn Mitte April die letzten Jungvögel in den Zuchtstationen und Zoos geschlüpft sind, wird sich aller Voraussicht nach endgültig entscheiden, ob und woher dieses Jahr die jungen Bartgeier für das LBV-Auswilderungsprojekt im Nationalpark Berchtesgaden kommen werden. Ungefähr drei Monate nach dem Schlupf sind junge Bartgeier groß genug, um ausgewildert zu werden.
Hintergrund
Mehr als 40 spezialisierte Zoos und Zuchtstationen haben sich zu einem internationalen Netzwerk (EEP) zusammengeschlossen. Von Berlin über Wien bis Novosibirsk und Helsinki werden Bartgeier von erfahrenen Pflegern und anderen Spezialisten gezüchtet. Der Bartgeierbestand im Erhaltungszuchtprogramm liegt derzeit bei etwa 180 Vögeln unter denen aktuell 43 Paare mit der Brut beschäftigt sind.
Über 100 Jahre nach seiner Ausrottung soll dem größten Greifvogel Mitteleuropas die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht werden. Der bayerische Naturschutzverband LBV möchte die Erfolgsgeschichte der Wiederansiedelung des majestätischen Vogels in Westeuropa in den kommenden Jahren auch im östlichen Alpenraum fortschreiben.
Zum Projekt
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP der Zoos im Alpenraum junge Bartgeier ausgewildert. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom LBV initiiertes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem EEP und dem Nationalpark Berchtesgaden die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.