Müssen Große Tümmler täglich lange Strecken schwimmen, um sich wohl zu fühlen?
Nein. Tiere bewegen sich entsprechend dem Nahrungsangebot ihres Lebensraumes. Ist ausreichend Nahrung vorhanden, gibt es für sie keinen Grund, weite Entfernungen zurückzulegen. Viele Delphingruppen leben in einem selbstgewählten, häufig begrenzten Ökosystem. Dies kann ein fünf Meter flaches Küstenrevier bei Florida sein, eine Bucht im warmen Meerwasser vor Australien oder ein kleines Gebiet nahe der schottischen Küste. Unabhängig von der täglich zurück gelegten Strecke verbleiben die Tiere in ihrem Revier, dessen Größe vom Nahrungsangebot abhängt. Prinzipiell schwimmen auch Tiere in Delphinarien viel, da die Tiere ständig in Bewegung sind.
Große Tümmler können bis auf den tiefen Meeresboden tauchen - stimmt das?
Ja. Große Tümmler besitzen die Fähigkeit, sehr tief tauchen zu können. Wie tief sie tauchen können, haben erst Versuche mit trainierten Großen Tümmlern gezeigt. Im sogenannten ?Forced diving? erreichte ein Großer Tümmler eine Tiefe von 300 m. An der Küste von Florida, Sarasota, woher die meisten Ursprungstiere der Delphinarien stammen, bevorzugen die Tiere eine Tauchtiefe von weniger als sechs Metern. Nach Möglichkeit vermeiden sie große Tauchtiefen. Auch im Tiergarten Nürnberg schwimmen die Tiere, obwohl sie zwischen einem halben und sieben Metern Wassertiefe wählen können, am wenigsten im tiefen Bereich. Viel lieber halten sie sich an der Oberfläche und im flachen Wasser auf.
Verkümmert das Echolot bei Großen Tümmlern in Menschenobhut?
Nein. Diese Behauptung ist wissenschaftlich schon lange widerlegt. Ähnlich wie bei Fledermäusen gehört das Sonar zur biologischen Ausstattung von Delphinen: sie ?sehen mit den Ohren? und können jederzeit und überall ihr Sonarsystem einsetzen. Selbst Moby, der bereits über 40 Jahre im Tiergarten Nürnberg lebt, und als einer der ältesten Großen Tümmler der Welt gilt, erforscht mit Hilfe seines Sonars Veränderungen in der Beckenlandschaft. Durch die eingebauten Unterwasserlautsprecher im Blauen Salon der Lagune sind die Echolaute für Besucher gut zu hören.
Warum verwenden Große Tümmler in Menschenobhut ihr Sonarsystem so wenig?
Der Einsatz des Sonarsystems wird aktiv vom Tier eingeleitet und ist mit einem Energieaufwand verbunden. Daher wird es in erster Linie zur Orientierung in unbekannter Umgebung, nachts oder in trübem Wasser eingesetzt. Auch bei frei lebenden Delphinen kann es vorkommen, dass sie über einen längeren Zeitraum ihr Sonar nicht einsetzen. In bekannter Umgebung wie einem Delphinarium oder in klarem Wasser orientieren sich die Tiere visuell. Erhalten die Nürnberger Delphine aber z. B. neues Spielzeug, verwenden sie sofort wieder ihr Sonar, um das Spielzeug gründlich zu erforschen.
Wie funktioniert das Sonar überhaupt?
Erst durch Untersuchungen in Delphinarien konnte das Sonarsystem gründlich erforscht werden. Die Echoortungslaute, die Große Tümmler unterhalb der Blaslöcher ? in den sogenannten ?air sacks? ? erzeugen, sind für Menschen kaum hörbar und werden Klicklaute genannt. Diese ausgesandten Klicklaute werden von den im Wasser befindlichen Objekten als ?Echo? zurückgestrahlt und mit dem Unterkiefer, aufgefangen. Dieses ?akustische? Bild liefert den Tümmlern genaue Informationen über ihre Umgebung. Daher können sich die Tiere auch in trübem Wasser und Dunkelheit bewegen oder versteckte Beute aufspüren.
Wird das Sonar nicht verzerrt, wenn es in begrenzten Räumen angewandt wird?
Nein. Delphine wissen sehr genau, wie und wann sie ihr Sonarsystem einsetzen können. Sie passen es in Häufigkeit und Frequenz ihrer Umgebung an und variieren dabei in verschiedenen Lautstärken und Intensitäten. Das Sonarsystem arbeitet in begrenzten Räumen einwandfrei. Auch Fledermäuse setzen ihr Sonar ein, um sich in engen Höhlensystemen zurechtzufinden.
Wie wichtig sind große Familienverbände?
Das soziale Leben der küstenbewohnenden Großen Tümmler ist angepasst an die Lebensbedingungen der jeweiligen Küstenregionen. In Familienverbänden ? oder besser: Delphinschulen - leben in der Regel zwischen zwei bis zehn Tiere. Die Größe der Schule wird vom jeweils vorherrschenden Nahrungsangebot bestimmt. Einige Individuen sind nachweisbar als Einzelgänger unterwegs. Große Tümmler leben nicht in starren Familienverbänden. Mütter mit Jungtieren bilden die stabilste Komponente einer Kleingruppen, während Männchen oft in Junggesellengruppen umherstreifen. Erwachsene ? hauptsächlich männliche Tiere - wechseln häufig die Gruppen und sorgen so für einen genetischen Austausch. Beim Großen Tümmler kommt es nicht auf die Größe der Gruppe an, sondern auf den Sozialverband und die Beziehungen der Tiere untereinander.
Wer Delphine sehen will, soll sie dort besuchen, wo sie in der Wildbahn leben. Stimmt doch ? oder?
Aus menschlicher Sicht: ja. Eine solche Reise ist aufregend, spannend, abenteuerlich und ...teuer. Die Orte, wo das möglich ist, sind rar und jede Form des Tourismus verursacht Änderungen im bisher unberührten Ökosystem. Wildlebende Delphine werden dadurch einer großen Belastung ausgesetzt. Täglich bringen Boote Unruhe und Motorlärm, stören die Tiere und belasten die Umwelt.
Ausgelöst durch eine hohe Erwartungshaltung fahren Boote zu dicht an Jungtiere und säugende Mütter heran, schneiden Tieren den Fluchtweg oder Jagdweg ab oder füttern verdorbenen Fisch vom Boot aus.
Delphine lachen immer. Sind sie wirklich so freundlich?
Es sieht nur so aus, als ob Delphine lachen würden. Unser Blick ?vermenschlicht? die Kopfform. Die hohe Stirn, die glatte Haut, die weit auseinanderstehenden Augen und das scheinbare Lächeln ähneln dem menschlichen ?Kindchenschema?, so dass Zuneigung für dieses Wesen empfunden wird. Verstärkt wird das scheinbar freundliche Erscheinungsbild durch eine entsprechende Darstellung in Filmen oder auf Bildern. Tatsache ist: Delphine sind Raubtiere. Sie jagen aktiv und zeigen alle für ein Gruppenleben typischen Eigenschaften. Dazu gehören neben freundlichen Aktionen auch aggressive Verhaltensweisen, selbst ihren eigenen Artgenossen gegenüber.