Nachwuchs bei den Humboldtpinguinen im Tiergarten

Bei den Humboldtpinguinen im Tiergarten Nürnberg sind zwei Jungtiere zu sehen. Die beiden Küken mit den Namen Ernie und Bärbel sind Ende April…
Nein. Haustiere haben durch die Pflege des Besitzers Zeit, langsam wieder gesund zu werden. Einem Zootierarzt bleibt nicht viel Zeit für eine erfolgreiche Behandlung. Zeigt ein Wildtier eine Erkrankung, befindet es sich häufig bereits in einer kritischen Phase. So ist die Natur: Wer Schwäche zeigt, verliert das Leben.
Ja. Bereits vorab wird das Tier auf seine Transporttauglichkeit begutachtet. Es werden Kotproben und in manchen Fällen auch Blutproben genommen für einen Gesundheitscheck. Erst dann darf das Tier für den Transport vorbereitet werden. Jedes Tier reagiert bei Tiertransporten anders. Damit Tiere auf Transporten keinem unnötig hohen Stress ausgesetzt sind, werden in einigen Fällen dafür prophylaktisch auch Beruhigungsmittel eingesetzt. Die Auswahl der Mittel und die Dosierung entscheiden die Tierärzte jedoch individuell nach Tierart und Transportlänge.
Bei 300 Arten von Patienten unterhält ein Tiergarten/Zoo eine Apotheke mit einer Vielzahl verschiedener Medikamenten. Bevor die Entscheidung für ein Medikament fällt, stehen stets mehrere Untersuchungen an. Die Ergebnisse von Kot-, Tupfer-, Blut- und anderen Proben werden ausgewertet und diese Ergebnisse führen zu einer Gesamtdiagnose. Neben dem pharmakologischen Wissen ist dabei weitaus häufiger die tierärztliche Erfahrung entscheidend. Gerade bei der Behandlung von Wildtieren und Exoten reicht die alleinige Lektüre von Beipackzetteln nicht aus.
Im Tiergarten der Stadt Nürnberg leben rund 2.500 Tiere, die unter anderem von 60 Tierpflegerinnen und Tierpflegern und zwei Fachtierärztinnen und -ärzten und zwei tiermedizinischen Fachangestellten betreut werden. Nach dem Tierschutzgesetz ist jeder Tierhalter verpflichtet, sein Tier bei Bedarf tierärztlich versorgen zu lassen. Im Tiergarten wird jedes Tier artspezifisch und entsprechend seiner physiologischen und anatomischen Eigenarten behandelt. Neben Impfungen finden Routineuntersuchungen (Geschlechtsbestimmung, Vitamingaben und Impfungen) vor allem bei Jungtieren statt. Auch bei Auswilderungen oder Transporten steht ein umfassender Gesundheitscheck an.
Wie eng das Wissensnetz verknüpft ist und vor allem wie schnell der Erfahrungstransfer funktioniert, erklärt folgendes Beispiel:
Ein Nürnberger Eisbär zeigte Anzeichen von zentralnervösen Störungen und speichelte. Ansprechpartner in diesem Fall war der zuständige Tierarztspezialist des Europäischen Erhaltungsprogrammes (EEP). Während dem Nürnberger Tierarzt die über die Jahre hinweg gesammelten Daten über die Nürnberger Eisbären vorliegen, verfügt der EEP-Verantwortliche über Informationen aus einer breiten Datenbank der im EEP gelisteten Eisbären. Er wertet alle Diagnosen und Laborwerte der Tiere aus, ist über alle vorgekommenen und aktuellen Krankheitsbilder informiert und hat einen Überblick über erfolgreiche Behandlungsweisen. In diesem Fall konnte er auf ein Institut verweisen, dem die exakt erforderlichen Proben zugeschickt wurden. Aufgrund der Auswertung wurden die Begleitbehandlungen vorgenommen und das Tier erfolgreich medizinisch versorgt.
Der Wissenstransfer erfolgt umgehend beim nächsten Veterinärkongress: Neben einer Veröffentlichung in einer Wissenschaftszeitung erfolgt ein Vortrag, in dem die Erkrankung umfassend vorgestellt und die neuen Erkenntnisse der erfolgreich verlaufenden Behandlung an die Kollegen aus alle Welt weitergegeben werden.
Zootiere stammen aus fast allen Ländern der Erde. Der möglichst artgerechte Umgang mit ihnen, die Erforschung ihrer physiologischen Funktionen und sozialen Verhaltensweisen im Hinblick auf die Rettung ihrer natürlichen Lebensräume (Artenschutz) führen Zootierärzte in einem weltweiten, grenzüberschreitenden Netzwerk zusammen.
Auf den weltweit stattfindenden Kongressen nehmen Wissenschaftler für Zoo- und Wildtierhaltung, Spezialisten von Forschungseinrichtungen, Veterinäre, Humanmediziner und Wissenschaftler aus verschiedenen Instituten teil. Hier gibt es zum Beispiel Spezialisten für Genetik, Fachleute für Ultraschalluntersuchungen am Herzen, Kenner der Parasitologie beim Nashorn, Forscher für Verhaltenskunde und viele andere mehr. Die Kongresse sind Plattformen für den Austausch von aktuellem Fachwissen und Entwicklungen, und es entstehen Kontakte, die im Ernstfall manches Tierleben retten können. So reicht im Alltag dann ein Anruf beim Spezialisten in San Diego, um die Notfallnarkose für einen Gelbrückenducker schnell und sicher setzen zu können.
Zootierärzte erwerben zusätzlich zum regulären Tiermedizinstudium die Qualifikation „Fachtierarzt für Zoo-, Gehege- und Wildtiere“. Darüber hinaus gibt es die Qualifikation „Fachtierarzt für Tierschutz“. Die Tierärzte im Tiergarten Nürnberg verfügen über eine bzw. beide dieser Zusatzqualifikationen. Durch die regelmäßige Teilnahme an Schulungen und Weiterbildungen kennen und verfolgen sie die Entwicklungen in der Tiermedizin und nehmen an internationalen Fachkongressen aktiv als Referenten und angefragte Diskussionspartner teil.
Im Grunde ja. Aber im Vergleich zu dem, was in einer Tierpraxis anfällt, ist der Arbeitsalltag eines Zoo-Tierarztes sehr viel facettenreicher. Außer der Behandlung von Erkrankungen, der Versorgung von Verletzungen oder der Durchführung von Operationen gehören auch Gesundheitsvorsorge und die Überwachung der Ernährung aller Zootiere zu den Aufgaben. In Nürnberger ist der Zootierarzt/in zusätzlich Kurator für verschiedene Reviere, daher Mitglied der zoologischen Leitung und Mitwirkender bei vielen tiergärtnerischen Entscheidungen.