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Aufregende Zeiten bei den Tennenloher Wildpferden

Die Wildpferde im Tennenloher Forst erleben gerade eine aufregende Zeit: Anfang der Woche wurde der 15-jährige Alpha-Hengst Galwan aus der Herde genommen. Galwans Nachfolge wird voraussichtlich der fünfjährige Quentin antreten. Zusammen mit seinem Herdenkollegen Wolfgang begrüßte er Ende der Woche die zwei Junghengste Kaan und Batu aus dem Tiergarten Nürnberg in ihrem neuen Zuhause im weitläufigen Gehege.

Galwan, der aus dem Tierpark Hellabrunn stammte, führte die Przewalski-Herde im Naturschutzgebiet acht Jahre lang an. Seit einiger Zeit litt er jedoch unter gesundheitlichen Problemen in Form einer chronischen Augen- und einer Tumorerkrankung. Er musste daher schmerz- und stressfrei vor Ort erschossen werden und wurde zur Obduktion ins Labor des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gebracht. “Galwan war ein wirklich toller Alpha-Hengst, und wir werden ihn sehr vermissen”, so Gebietsbetreuerin Verena Fröhlich vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken.“ Der neue Alpha-Hengst tritt also in große Hufstapfen”, ergänzt ihre Kollegin Wiebkea Bromisch.  
 
Am Donnerstag wurden die beiden zweijährigen Nürnberger Junghengste Kaan und Batu in den Tennenloher Forst gebracht. Quentin und sein Herdenkollege Wolfgang haben die beiden Neuankömmlinge sofort in Empfang genommen und aufgeregt begrüßt. “Das erste Kennenlernen zwischen Przewalski-Hengsten sieht oft sehr ruppig aus und beinhaltet viel Quietschen, Imponiergehabe mit Bissen und Tritten und meist auch ausgedehnte Verfolgungsjagden”, weiß Bromisch. Sofern es sich bei den Neuankömmlingen wie hier um Jungtiere handelt, komme es dabei aber nicht zu nennenswerten Verletzungen. Schon nachmittags hatten sich die Gemüter beruhigt, und die vier Hengste haben einträchtig zusammen gegrast. “Kaan und Batu haben sich prima in die Herde eingefügt”, freut sich Fröhlich. In den nächsten Tagen und Wochen werden die beiden “Youngster” ihr neues Zuhause erkunden und sich von den älteren Hengsten zeigen lassen, wo das beste Gras, der weichste Sand und das frischeste Wasser zu finden sind. Aktuell sorgen nun also vier Przewalski-Hengste als “vierbeinige Landschaftspfleger” für den Erhalt der Artenvielfalt im
Naturschutzgebiet.   
 
Birgit Herbst, Vorstandsmitglied des Landschaftspflegeverbands Mittelfranken und Gemeinderätin in Spardorf, freut sich ebenfalls riesig über die Ankunft der beiden Junghengste. "Wir haben hier ein Kleinod direkt vor der Haustür, und nicht zuletzt durch die vierbeinigen Landschaftspfleger bleibt der wertvolle Sandlebensraum, der ja Heimat für eine Vielzahl von gefährdeten Tieren und Pflanzen ist, als solcher erhalten," sagte Birgit Herbst. Sie wird auf jeden Fall in der nächsten Zeit des Öfteren dem Naturschutzgebiet einen Besuch abstatten und die Eingewöhnung von Kaan und Batu beobachten. Sie sprach im Namen des Landschaftspflegeverbandes den Gebietsbetreuerinnen und allen ehrenamtlichen Unterstützern ihren großen Dank für ihre fachkundige und hervorragende Arbeit über mittlerweile fast 20 Jahre aus.  
 
Hintergrund:  
Seit 18 Jahren sind im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst Przewalski-Hengste im Rahmen eines Beweidungsprojektes des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken im Einsatz. Zusammen mit einer Herde Pfauenziegen (ein Projekt des Landkreises Erlangen-Höchstadt) leben die Pferde in einem knapp 100 Hektar großem Gehege. Das Beweidungsprojekt folgt den Zielen der Bayerischen Biodiversitätsstrategie unter dem Motto „Natur.Vielfalt.Bayern.“: die Weidetiere sorgen als „vierbeinige Landschaftspfleger“ für den Erhalt der wertvollen offenen Sandlebensräume und damit der Artenvielfalt in Mittelfrankens größtem Naturschutzgebiet, das außerdem als „Nationales Naturerbe“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und europäisches „Natura2000“-Gebiet ausgezeichnet ist. Der Tiergarten Nürnberg und der Münchner Tierpark Hellabrunn stellen die Przewalski-Pferde im Rahmen des
Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) als Leihgaben zur Verfügung, und kümmern sich um die tierärztliche Versorgung und die Transporte.  
 
In der Natur leben Przewalski-Pferde entweder in Harems- oder wie im Tennenloher Forst in sogenannten Junggesellen-Gruppen, die ausschließlich aus männlichen Tieren bestehen. Im Zoo kann man solche Junggesellen-Gruppen nur sehr eingeschränkt halten, denn die temperamentvollen Hengste brauchen viel Platz und die Möglichkeit, sich auch mal komplett aus dem Weg gehen zu können. Durch die Haltung einer Przewalski-Junggesellen-Gruppe leistet das Tennenloher Beweidungsprojekt einen wichtigen Beitrag und unterstützt die Zoos bei der Erhaltung dieser seltenen Tierart.  
 
Von 1970 bis zu den ersten Wiederansiedlungen in Zentralasien Anfang der 1990er Jahre galten Przewalski-Pferde in freier Wildbahn als ausgestorben. Nur wenige Tiere überlebten in Zoos und sind durch gezielte Zucht „Urväter“ und „Urmütter“ von aktuell rund 2000 Nachkommen weltweit. 

Tiere von A-Z: Przewalski-Pferd