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"HALLO WÄRTER!"

Ein Plädoyer für Fachleute

Wohlhabenden Fürsten verdanken wir den Zoo. Überwiegend der Adel war es, der vor etwa 500 Jahren begann, zum Zwecke der Erholung, dem Amüsement, aus Besitzdrang und auch aus Prunksucht private Tierparks, sogenannte Menagerien, anzulegen. Die verwendeten Bauten waren prächtig, die Tiere darin lebten in goldenen Käfigen, in ausbruchsicheren Zwingern, bewacht und versorgt von Tierwärtern, von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmt. Wandermenagerien brachten die ersten Tiersammlungen unter das Volk. Die Betreiber wollten nur die Sensationsgier des damaligen Publikums zufrieden stellen, mit immer neuen, exotischen Raritäten aus fernen Ländern. Die Bedürfnisse der Tiere waren dabei unwichtig, sie mussten nur lange genug leben, um ihren Einkaufspreis wieder einzuspielen. Aus Mangel an Interesse, Erfahrung und fehlender Information erfolgte die Betreuung der Tiere während dieser Zeit nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum.

Der erste Zoo des Bürgertums entstand im Zuge der französischen Revolution 1793 in Paris, parallel laufend mit der Verkündung der Menschenrechte - auch die Rechte der Tiere sollten gewahrt werden. Gleichzeitig wurden die Wandermenagerien verboten. Die Tierwärter konnten jetzt unter konstanten, festgelegten Bedingungen Erfahrungen sammeln und nutzen, sie konnten zu Pflegern werden. Immer mehr Tiere wurden in der Folgezeit aus ihren Zwingern "befreit": Gehege ersetzten die engen Käfige. "Die Tiere in größtmöglicher Freiheit und in einem der Wildbahn angepassten Gehege ohne Gitter" zu zeigen, war dann auch das Motto, mit dem Hagenbeck 1907 seine weltberühmten Freianlagen in Hamburg eröffnete. Der Tierpfleger arbeitete hier unauffällig und durfte die künstliche Natur nicht durchbrechen, Detailtreue war wichtig.

Immer vielschichtiger wurden die Aufgaben der Tiergärten im Laufe der Zeit: Der moderne Zoo von heute ist zugleich Arche Noah, Bildungs-, Forschungs- und Erholungsstätte. Die Tiere in ihm sind erneut umgezogen: Aus dem naturgetreuen Gehege wurde ein artgemäßes Revier, ein Territorium, welches Komfortplätze, Sozialpartner, Nahrungsmittel und Abwechslung bietet. Aus tiergärtnerischer Sicht könnte heute auf die meisten Absperrungen verzichtet werden, denn ein Tier wird sein Revier nicht freiwillig verlassen. Die Totenkopfaffen im Tiergarten Nürnberg zeigen dies sehr eindrucksvoll, aber auch die Büffel, Hirsche oder Gorillas benötigen nur aus Sicherheitsgründen einen Absperrgraben! Leider erschwert zunehmender Vandalismus unter den Besuchern eine Weiterentwicklung in diese Richtung ? in vielen Fällen müssen die Tiere vor dem Menschen beschützt werden. Ermöglicht wurde die positive Entwicklung in der Tierhaltung zu einem erheblichen Teil durch den gut ausgebildeten Tierpfleger. Er ist es, der in den heutigen Anlagen für das Wohl der Tiere sorgt. Tierpfleger im Wandel der Zeit Neben der Grundversorgung gewinnt die artgemäße Beschäftigung immer mehr an Bedeutung, denn die Tiere sollen geistig rege und körperlich aktiv bleiben. Die bekannten Aktionen zwischen Mensch und Tier, wie z.B. bei Elefanten, Delfinen oder Robben sind hier nur Beispiele. Der größte Teil der Beschäftigung geschieht vom Besucher unbemerkt. Oder wussten Sie, dass ... die Gorillas auf der Freianlage Kräuter pflücken, die die Pfleger in kleinen "Kräuterecken" gepflanzt haben?... der Zebrahengst seine Herde aufgrund des versteckten Löwenkotes zusammentreibt?... die Wölfe wegen der Rentierhaare in der Baumrinde so aufgeregt sind?

Zootierpfleger - diesen Beruf gibt es seit 1949. Die Ausbildung ist breit gefächert und umfasst das Erlernen der nötigen Kenntnisse zur Pflege der in Zoos gehaltenen Tierarten. Das Wissen über Systematik, Anatomie und Stoffwechsel der einzelnen Tierarten steht im Mittelpunkt, genauso wichtig sind aber auch Kenntnisse über Futtermittel, Genetik und Krankheiten der Tiere.  Doch die Praxis kommt nicht zu kurz. Stallmisten gehört ebenso dazu wie das Planen von Futterdiäten, das Aufziehen verwaister Tierkinder oder das fachgerechte Töten von Futtertieren. Und letztlich muss sich der Tierpfleger auch im Papierdschungel zurechtfinden: Transportbestimmungen, Tier- und Artenschutzgesetze, Haltungsrichtlinien und Hygieneverordnungen sollten bekannt sein. Die Facharbeiterprüfung zum Tierpflegergesellen erfolgt nach dreijähriger Lehrzeit. Die Meisterqualifikation wurde 1992 eingeführt.

Die Tierpflege ist - trotz technischer Hilfsmittel - Knochenarbeit geblieben. Die Tiere wollen 365 Tage im Jahr versorgt sein - auch zu Weihnachten und bei strömendem Regen. Wochenend-Dienste gehören dazu und bei Krankheiten oder bevorstehenden Geburten stehen auch Nachtschichten an. Der Beruf des Tierpflegers ist etwas für Idealisten mit Sachverstand, rein emotionale Tierliebe ist jedoch fehl am Platz. Es ist ein Traumjob für jeden, der den objektiven Umgang mit Tieren liebt, der die Natur mag und mit Publikum arbeiten kann. Und Tierpfleger sind Fachleute, also nennen Sie bitte unsere Tierpfleger nicht "Wärter"!