Manatihaus am 5. Dezember geschlossen
Aus tiergärtnerischen Gründen bleibt das Manatihaus am Donnerstag, 5. Dezember, geschlossen. Ab Freitag hat es wieder wie gewohnt geöffnet.
Polarbären ertragen Temperaturen von bis zu –50°C. Ein ruhender Eisbär behält seine Körpertemperatur von 37°C, selbst wenn die Lufttemperatur bei – 37°C liegt. Die bis zu elf Zentimeter dicke subkutane Fettschicht, die fünf Zentimeter dicke Unterwolle des Winterpelzes, bei dem jeder Quadratzentimeter Haut mit etwa 1.500 Haaren besetzt ist, und die bis zu 15 Zentimeter langen Deckhaare isolieren hervorragend. Aber sobald sich das Tier längere Zeit bewegt oder gar rennt, fehlt der Reißverschluss.
Es mag verrückt klingen, aber die Gefahr zu überhitzen ist für einen Eisbären größer als die der Unterkühlung. „Alle Säugetiere, die mehr als zehn Kilogramm wiegen und ein dichtes Fell tragen, haben das Problem, wie sie ihre Wärme loswerden“, sagt Professor Gerhard Heldmaier, vom Institut für Tierphysiologie der Universität Marburg. Die Muskelenergie wird nur zu 40 Prozent in Bewegung umgesetzt. Der Rest ist Wärme. Und die muss raus.
Stellen wir uns vor: Das Thermometer zeigt –20°C an. Solange der Eisbär mit vier Kilometer pro Stunde umher trottet, ist alles im grünen Bereich. Doch schon bei sieben Stundenkilometern steigt seine Körpertemperatur auf 39°C. Mit anderen Worten: Der Bär hat Fieber.
Die Tiere „wissen“ um ihr Handikap, und deshalb haben Langstreckenläufer wie Rentiere und Karibus auch wenig zu befürchten. Bei großen, schweren Männchen ist das Verhältnis von Körpermasse zur wärmeabgebenden Körperoberfläche besonders „ungünstig“. Sie überhitzen sehr schnell, weshalb ihnen Weibchen und Jungtiere meist leicht entkommen können.
Ganz hilflos sind die Polarbären dem Phänomen der Überhitzung allerdings nicht ausgeliefert. Wie jedes Säugetier können auch sie die Haare dicht an die Haut anlegen, die isolierende Luftschicht verringern und so die Wärmeabgabe erleichtern. Außerdem wird das Blut mit Hilfe eines Gegenstrom-Wärmeaustauschers gekühlt, bevor es ins Gehirn strömt. Das raffinierte „Kühlgerät“ ist bei allen Mitgliedern der Bärenfamilie „eingebaut“: Dünnwandige Arterien an der Schädelbasis geben die Wärme an Venen ab, bevor die hohen Temperaturen in der „Schaltzentrale“ Schaden anrichten können.
An den Schulterblättern und zur Rückenmitte liegt direkt unter der Haut (Epidermis) eine gut durchblutete Muskelschicht, die bei großen Eisbären eine Ausdehnung von 0,46 Quadratmetern erreicht. Mit Hilfe dieser „Klimaanlage“ kann das Blut bei Bedarf gekühlt werden. Auch über die Schnauze, die Nase und die Pfoten kann der Eisbär überschüssige Wärme abgeben. Bei großer Anstrengung hechelt er wie ein Hund.
Freilandforscher sind der Auffassung, dass sich Eisbären bei Hitze nicht wohl fühlen. Ian Stirling spricht sogar von Hitzestress. An der Südwestküste der Hudson Bay können die Temperaturen im Sommer über 30°C erreichen. Die großen starken Männchen suchen dann windgeschützte Kaps auf, kleine Männchen und Weibchen zieht es ins Landesinnere. Um sich abzukühlen, baden die Tiere in Seen, legen sich in den nassen Sand oder graben bis zu fünf Meter tiefe Höhlen, bis sie den Permafrostboden erreicht haben. In diesen „summer dens“ sind sie vor der Hitze und stechenden Insekten sicher.
Mathias Orgeldinger